Levante Wühlmäuse

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Hallo an alle interessierte Leser,

ich halte seit einem halben Jahr levante Wühlmäuse und wollte euch an meinen Erfahrungen und Erkentnissen teilhaben lassen, vor allem für alle potenziellen Neuhalter. Über diese Mäuseart gibt es leider nicht viel im Internet zu lesen.

Ich bin mehr durch Zufall auf diese Haustiere gekommen, ich hatte ein leeres Gehege (böse!) stehen, zu der Zeit suchten im TH Erfurt 3 erwachsene Weibchen ein zu Hause. Ich habe nicht lange überlegt und sie zu mir geholt. Leider saß ein potenter Bock vorher bei Ihnen, sodass alle drei Weibchen trächtig waren. der letzte Wurf kam 12h bevor ich sie abgeholt habe. Also hatte ich am Ende insgesamt 3 erwachsene Mäuse in der Transportbox und etliche Babys in 3 verschiedenen Altersstufen. Der letzte Wurf hat natürlich durch den ganzen Stress nicht überlebt. Zum Glück waren die verbliebenen Acht alles Weibchen, sodass kein weiterer Nachwuchs zu befürchten war. Hier nochmal vielen Dank an das TH Erfurt für die tolle Zusammenarbeit.

Geschlechterbestimmung ist bei dieser Mäuseart recht schwierig, weil sie klein, wuselig und vor allem keine außenliegenden Hoden haben. Ich rate hier zu einem sehr kundigen Mäuse-TA zu gehen oder einem guten Halter.
Die Mäuse sind nicht so vermehrungsfreudig wie Farbmäuse und auch die Wurfgröße ist deutlich kleiner, von drei Würfen waren bei mir 10 Jungtiere.

Wühlis sind sehr soziale Tiere, ich habe bisher nie eine Maus einzeln gesehen. Bisher konnte ich keine bösen Streitereien und ähnliches beobachten, lt. einer Erfahrenerer Halterin ist auch eine VG ohne Probleme möglich. Ich erachte eine Gruppengröße von mind. 3 Tiere als zwingend, je mehr desto besser. Meine Achtergruppe war einfach perfekt. Zur Geschlechterverteilung kann ich nix sagen, meine Weibergruppe scheint stabil zu sein und es ist sehr schwierig einen TA zu finden der die Männchen kastriert.

Bei mir sitzen die Mäuse in einem Aquarium von 150x50x50cm, komplett eingestreut mit Holzspänen ca 40cm hoch. Ich habe zum Anfang den "Fehler" gemacht und ihnen nach guter Haltermanier Häuschen und Versteckchen und so weiter ins Gehege zu geben. Nach 24h war das meiste nicht mehr sichtbar weil schlichtweg eingegraben. Mittlerweile handhabe ich es so, dass sie nur noch Kork- und Birkenröhren wahllos ins Gehege schmeiße, die Mäuse kümmern sich ums dekorieren. Insgesant haben sie 5 Korkröhren von 40-100cm Länge und einen Mindestinnendurchmesser von 5cm, einen alten Wurzelballen von einem Baum von ca 30cm Durchmesser welcher gerne als Unterschlupf genutzt wird (der steht natürlich aufm Boden auf) und eine Weidebrücke bzw einen kleinen Tisch um den Wassernapf draufzustellen. Alles andere habe ich entfernt, weil es nicht genutzt wird und diese Tiere neben ihrer Wühlaktivität noch sehr gute Nager sind. Laufrad kann ich ihnen leider nicht anbieten, da sie auch das komplett eingraben und ich habe nicht die Möglichkeit es auf eine Extra Etage zu stellen.
Als Einstreu nutze ich nur die klassischen Holzspäne, damit kommen sie super klar. Obendrauf verteile ich ab und zu ne Schicht Stroh und Zewa, was gerne als Nistmateril genutzt wird.

Futtertechnisch sind diese Mäuse nicht anspruchsvoll, sie bekommen bei mir Heu ad libum, heißt, es ist immer ausreichend im Gehege vorhanden. Und diese Tiere vernichten pro Woche ne Menge, so ca 500g.
Als Frischfutter erhalten sich vor allem Wurzelgemüse, z.B. Möhren (sehr beliebt), Pastinake, Kohlrabi, Kartoffel, Sellerie... aber auch mal Broccolie (auch sehr gern gefressen) und davon auch mehr als genug, geschätzt das Gewicht pro Maus mal Anzahl der Tiere. Das machte bei mir ungefähr 8x50g Frischfutter aus, was diese Tiere auch fast problemlos vernichten können. Salat fressen sie auch gerne, scheinen ihn aber nicht umsetzten zu können, oder es ist schlicht zu wenig Energie darin enthalten. Sie bekommen regelmäßig neben dem Hauptfutter bei mir welchen, aber eher als Leckerei genauso wie Möhrengrün, Petersilie, Löwenzahn und was sonst noch so jagdbar auf einer Wiese ist.
Da sie wie viele Nagetiere zu Diabetes neigen ist Obst ein großes NoGo.
Es ist erstaunlich zu sehen, wenn eine Maus von 50g eine große Möhre vom dreifachen ihres Gewichtes in die Röhre zerrt.
Ab und zu (etwa einmal die Woche) erhalten sie von mir Körnerfutter (von meinem Zwerghamster, ohne Z.B. chem. Veränderte Nagerringe drinne), eine gute Hand voll sowie 1-2x pro Woche Mehlwürmer, -puppen und auch Käfer. Ich konnte gut beobachten wie manche Mäuse lieber die Würmer aussaugen während andere was knackendes Bevorzugen. Beides streue ich lose ins Gehege, damit die Tiere was zu tun haben. Frisches Trinkwasser ist immer vorhanden. Auch Zweige von Apfel-, Birnen-, Haselnussbaum werden sehr gerne genommen und komplett zerlegt, ich halte sie bei der Fütterung notwendig. Bei der Verträglichkeit orientiere ich mich an den Angaben für andere Nagetiere und bisher läuft es damit sehr gut. Wenn ich merke, dass der letzte Ast fast weg ist gibt es einen neuen, im Sommer gerne auch mal in größeren Mengen als Beschäftigung.

Handzahm werden diese Mäuse anscheinend nie, ich habe es auch aufgegeben weil sie jedes Mal kräftig zubeißen. Futterzahm ist kein Problem und wenn man schnell genug ist kann man einzelnen Mäusen was aus der Hand anbieten. Man muss nur verdammt aufpassen und die Hand schnell genug wieder draußen haben.

Die Tiere sind Tagaktiv, verdammt neugierig und sehr schnell. Sobald ich was am Gehege mache (vorbeilaufen reicht) kommen alle nach oben gestürzt um zu schauen was los ist. Sie sind auf Grund ihrer einheitlichen Färbung leider nicht auseinander zu halten, was im Todesfall aber auch recht angenehm sein kann, da sie ein sehr kurzes Leben von max 2 Jahren lt Inet.
Sie sind sehr schön zu Beobachten, da viele Gänge an der Scheibe lang führen und sich die Mäuse dadurch gut beobachten lassen. Sobald etwas neues im Gehege ist muss dieses erstmal gecheckt werden, meistens durch einen herzhaften Biss.
Bei plötzlichen Bewegungen oder drohender Gefahr verschwinden sie sehr schnell in ihren Löchern, kommen aber genauso schnell wieder hervor.

Ich musste leider feststellen, dass eine Abdeckung zwingend notwendig ist sowie eine Lebendfalle. Mir sind diese *böse*Viecher bisher zweimal ausgebrochen weil sie den Holzdeckel zernagt haben, Ich bin auch Lochblech umgestiegen.
Offenhaltung scheint gar nicht zu funktionieren, ich konnte beobachten, dass die Mäuse ab und zu aktiv nach vorne springen. Wenn nix in der Nähe steht mag die Offenhaltung funktionieren, ansonsten fürchte ich muss die Falle her. Auch die Wand ist ein willkommenes Klettermedium.

Bisher habe ich das Aquarium nach einem halben Jahr komplett sauber machen müssen, ansonsten nur ab und zu einzelne Ecken gewechselt. Meine Mäuse schieben zu verdrecktes Streu an die Oberfläche, welches ich dann sehr gut absammeln kann. Der Pflegeaufwand hält sich pro Woche auf max ne Viertel Stunde in Grenzen.

"Lustig" wird es wenn eine Maus verstirbt. Ich musste leider schon dreimal ein Loch graben, wobei sich eine von der Lebendfalle hat erschlagen lassen. Die anderen Zwei waren wahrscheinlich die ältesten und sind vermutlich eines natürlichen Todes gestorben. Da diese Mäuse sehr flink sind riecht man die Bescherung meistens frühestens einen Tag nach dem Ableben. Beim Zählen muss man sehr schnell sein und viel Glück haben dass alle mal sichtbar sind. Danach darf man anfangen zu graben, da sie natürlich nicht in ihrer Höhle sterben.

Zusammenfassung: Die Wühlis sind super Haustiere, in der Haltung ähnlich wie Hamster nur besser beobachtbar. Ich kann sie nur empfehlen.

Für Fragen oder Kritik stehe ich gerne offen, die Basisinfos könnt ihr auf Rodent-Info.net - Die Infoseite rund um Kleinsäuger (super Seite!) nachlesen

Franziska
 

stefanie

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hab ich interessiert gelesen!

weil sie jedes Mal kräftig zubeißen. Futterzahm ist kein Problem und wenn man schnell genug ist :D kann man einzelnen Mäusen was aus der Hand anbieten. Man muss nur verdammt aufpassen und die Hand schnell genug wieder draußen haben.
:D :D :D

Die Seite empfiehlt Familiengruppen - dabei ist mir immer etwas unwohl in Sachen Mausplosion -- bei Farbis zB reguliert sich da nix,
und bei manchen ARten muss man die ALten rausholen und verfüttern (heißt es - aber ich teste nicht, ob die auch seligst Geriatrien mitmachen wie Farbis, ich teste da GAR nix, ich halte die lieber nicht ;))
Da scheinst Du ja Glück gehabt zu haben.

Alles Gute - und erzähl mal wieder was.....
 
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Hallo,

Da ich damals 5 juvenile mit übernommen habe, wo das Geschlecht noch nicht bestimmt werden konnte habe ich einmal die Woche Kontrolle gemacht. Fortpflanzungsfähig werden diese Tiere mit 1-2 Monaten, Tragezeit 1 Monat. Ergo war ich meiner Meinung nach 3,5 Monaten raus aus der Sache. Tja, denkste. Mindestens einen Bock muss ich haben.
Nach sage und schreibe 5 Monaten sind gestern 2 Jungtiere aufgetaucht. *umkipp* Nach genauer Kontrolle hab ich noch mind. 2 trächtige Weiber, wenn es ganz blöde läuft stehen mir 4 Würfe ins Haus plus der 2 bereits vorhandenen Jungtiere. *umkipp*
Momentan stehe ich mit wehendem Haar da und suche meine Kinnlade, ich habe mit allem gerechnet, nur damit nicht. Ich habe erstmal das Tierheim darüber informiert, mal schauen was die sagen.
Ich gehe weiter meine Kinnlade suchen und halte euch auf dem laufenden.
 
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Sowas fängt meistens mit sowas an:
Zum Glück waren die verbliebenen Acht alles Weibchen, ...

Bei Wühlmäusen muss man ein bisschen die Lupe auspacken. Sonst sehen die echt alle gleich aus. Dass der Wurf jetzt erst kommt, finde ich nicht ungewöhnlich. Die meisten Exoten lassen sich mehr Zeit als Farbis oder Ratten.

Wenn Du sie vom TH Erfurt hast, bin ich zum Druntergucken wahrscheinlich zu weit weg. Da würde ich also einen TA bemühen. Am besten den vom Erfurter Zoo. Der sollte es jetzt wirklich können. *heilig*


LG Angelus
 

Bimsgestein

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Das benannte Tierheim ist dafür bekannt, dass es die Kleinstsäuger idR geschlechtergemischt hält. Mit Levante-Wühlmäusen verfährt man in diesem TH nicht anders. Wer den Standort "hinter der Rennbahn" besucht, die Käfige genauer geschaut und versucht, die herum liegenden Infoblätter den Käfigen zuzuordnen und diese Infos zu verstehen - die Besetzungen der Käfige, meine ich - kann nur so folgern. Die nach Geschlechter getrennte Haltungsform ist dort die Ausnahme. Wo die Käfige und Vitrinen mit Vielzitzenmäusen besetzt waren, ging es geschlechtergemischt zu. Vielzitzenmäuse und Farbmäuse hat dieses TH immer vorrätig. Einzelnen Böcke bekommen Ihre Harems. Man muss nicht groß rechnen und nicht rätselraten, wie die Mitarbeiter dieses TH mit dem Nachwuchs, der sich bei dieser Haltungsform regelmäßig einstellt, verfahren oder in einzelnen Fällen mit dem Nachwuchs des Nachwuchses. Ob man das nun Unzucht nennt oder Zucht von Futtermäusen natürlich nur für den Eigenbedarf des TH im Rahmen der Satzung des TH ............
Für Kastrationen bei Mäuseartigen gibt man in diesem TH kein Geld aus; womöglich hat es in Erfurt auch keine mäuserfahrenen TÄ. aber wer diesem TH unbedingt was gutes - den nachhaltigen Mäuseschutz unterstellen will, kann die TH-Leute getrost fragen, ob er Patenschaften für einzelne im Tierheim einsitzende Mäuse übernehmen - abschließen kann, um die Mäuse individuel "zu schützen".
Jenem, der dieses TH "nur mal so" besucht oder Interesse für Exotennager auch nur ansatzweise zeigt, führen die TH-Mitarbeiter ihre Exoten stolz vor, dann lüften sie die Terras wohlwissend, dass diese Einblicke blind und halbblind machen für die Praktiken mit den Unzuchtmäusen und das "Leid" in den neben stehenden Terras. Nein, vom Leid darf man nicht sprechen ... den TH-Mitarbeitern gegenüber. Welcher Vielzitzenmann und welcher Farbmausmann träumt nicht von Harems. Und welches Mäusebaby träumt schon von Dauerfrost. Unter Leid und unter Quälerei wird immer nur das solitäre Leben einer männlichen Maus bzw. die geplante Haltung einzelner Mausböcke verstanden. Wo das so glasklar ist, haben es auch TH wie das in Erfurt, einfach. Arme Mäusemänner frei kaufen darf der Besucher und TH-Freund natürlich. Den nachhaltigen Mäuseschutz lasse man sich von den am Standort hinter der Rennbahn tätigen Leuten ruhig mal erläutern :(
 
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Sodele, nun habe ich endlich mal wieder Zeit und Muse mich den Wühlis hinzugeben.

Seit dem letzten Post ist ein halbes Jahr vergangen, aber so sehr viel hat sich nicht ereignet.
Ich hatte ja mindestens ein Kerl unter meiner Weibergruppe, da Nachwuchs aufgetaucht ist. Ich habe mich mit dem TH in Verbindung gesetzt sowie Experten und wir sind zum Schluss gekommen meine Gruppe quasi als Experiment fortzuführen, alles andere wäre mit zuviel Stress für die Mäuse gewesen. Eh hier ein Aufschrei kommt, ja, ich war mir dem Risiko bewusst mit einen Schwemme und ähnlichem. Ich habe keine Bisswunden gefunden, beim Futter wurde keiner gemobbt und es sah friedlich aus, keine Kämpfe ersichtlich.
Fazit von allen: ich habe jetzt nur noch 4 Mäuse wahrscheinlich gleichem Geschlechts, mehr als neun sind es nie geworden. Angefangen hat es ja mit 3 adulten Weibchen und 5 Teenies. Die "alten" Mütter sind mir im Laufe des Jahres gestorben, insgesamt scheinen Wühlis auch bei guter Haltung kein langes Leben zu haben. Welche F-Generation die vier verbleibenden sind kann ich nicht sagen, mehr als F2 vermute ich nicht.
Ich kann die Haltung von Wühlis weiterhin nur ganz stark empfehlen, sie sind super Beobachtungstiere. Eine tote Maus bedeutet für den Besitzer nicht so viel wie bei den Farbig, einfach weil man die Tiere nicht unterscheiden kann. Tragisch ist jeder Verlust dennoch.
@Bimsgestein: Aus diesem TH kommen die Mäuse, ich fande die Haltung nicht verkehrt (Klar, ginge besser, aber es ist ein TH), von einer Schwemme an Farb- und Vielzitzenmäusen habe ich nix gesehen bis auf eine Dreiergruppe Vielsitzer. Und auch Schlangen müssen was fressen. Ich finde es nicht verwerflich, wenn ein TH auf Grund von falscher Trennung etc Nachwuchs bekommt und diesen dann verfüttert bzw kontrolliert züchtet. Besser als die unter unschön gezeugten und getöteten Mäuse u.ä. aus dem Froster.
 
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