Bestimmungshilfe?

Nagerchen

ex Equiden- und Mäuseheim...
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So, heute frag ich auch mal nach... ;)

Bei mir im Stall lebt ein ganz zauberhaftes kleines Wesen, welches mich aber ziemlich verwirrt, weil es in kein mir bekanntes "Bestimmungsschema" passt...

Vom Kopf und Körperbau her schaut es aus wie ein Hausmäuschen oder eben auch wie so ein "normales" 30g-Farbmäuschen, typische Farbmausnase, allerliebste Knopfaugen, Ohren auch eher Haus/Farbmauslike. Fellmäßig sieht sie wunderbar glatt und glänzend aus, farblich je nach Lichteinfall dunkelgrau oder agouti, manchmal stellenweise mit einem rötlichen Schimmer, so wie Rötelmäuschen. Zu denen passt aber der Rest von Körper nicht. Die Unterseite ist ganz hell-creme bis weiß abgesetzt. Ja, und der Schwanz ist dann eher wühlermäßig, ungefähr wie Körperlänge ohne Kopf, dunkelgrau (daher nicht gut zu erkennen, ob vermehrt behaart), am Schwanzende scheint eine kleine schwarze Quaste zu sein, also anscheinend kein "verlorenes" Schwanzende einer "echten" Maus. Also auch keine Waldmaus (für die wiederum auch Augen und Ohren mMn zu klein und untypisch sind). Die Füße sind grau. Ihre Köttel sind wildmausmäßig recht klein und hart und eher unregelmäßig.

Sie ist nicht besonders scheu, heißt, sie kommt auf den Eimer direkt neben meinen Sitz-Heuballen; wenn ich mich ganz still verhalte sowieso, teils tatsächlich auch, während ich noch rumhantiere oder quatsche... Huscht dann aber doch schnell weg, wenn ich mich weiter bewege. ("Oh, hoppla, das ist ja jemand...") Da ich bei unserer ersten Begegnung annahm, es könnte sich auch um eine ausgesetzte oder entfleuchte "Zuchtmaus" handeln, hatte ich damit begonnen, ihr auf dem Eimer Futter auszustreuen und immer was zu trinken anzubieten.

Das nimmt sie auch gerne an, besonders steht sie auf schalenfreie Wal- oder Haselnüsse, Apfel- und Gurkenstückchen, Sonnenblumenkernchen, Erdnussstückchen, ab und zu auch Haferflöckchen. Das nimmt sie meistens mit, manchmal bleibt sie aber auch sitzen und futtert vom Körnerfutter, eine "Waldvogelmischung" mit Kleinsaaten, Hirse, Getreide. Und trinken tut sie auch. Ja, und heute nahm sie dann - wwwaaaaahhh...:love: - tatsächlich ein Stückchen Walnuss direkt aus meinen Fingern... <3

Ich kann auf Unterarmlänge von ihr entfernt sitzen und sie betrachten, leider sind die Lichtverhältnisse und mein ganz persönliches Sehvermögen aber nicht immer so optimal, aber ich hoffe, das vllt. irgendwer hier meiner Beschreibung nach zumindest eine Idee haben könnte, was da Süßes lebt, dann könnte ich im Nachhinein mal entsprechend weiter forschen.

Eigentlich wollte ich sie auch mal einfangen und Fotos machen (und sie im "Zuchtmausfall" vmtl. adoptieren...), Falle steht auch bereit. Allerdings, wenn es sich doch um eine "Wilde" aus der hiesigen Natur handelt, würde ich ihr den damit verbundenen Stress gerne ersparen! Fotos in der "freien Wildbahn" des Stalles hauen wohl eher weniger hin, sooooo zahm ist sie denn doch (noch...???) nicht, weiter weg von ihr kann ich mich schlecht positionieren, und es ist auch was dunkel dort drin.

Also, liebe mäusekundige Gemeinde, hat jemand einen Vorschlag? *Maus*

(Ja, und ich bin verliebt, aber so was von!!! *grins*)
 

stefanie

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Anfangs dacht ich Waldi, aber das kannst Du ausschließen.
Feld-Erd- oder so?
Da hat selbst mancher Biologe SChwierigkeiten beim Bestimmen, die Individuen sehen oft auch nicht "normgerecht " aus

Hybrid :D

(mal bei Mäuseasyl gucken, was angelus so an Viechern hält/ kennt/ beschreibt? Ob da was ähnelt? )
 

Bimsgestein

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Hallo :)
Hast du die geheimnisumwitterte nette kleine Persönlichkeit inzwischen wieder mal getroffen? Die Beschreibung der Begegnung, sowie die Beschreibung einzelner Merkmale und die des Gesamteindrucks (Phäne) finde ich immer noch spannend (auch nachdem ich das Posting mehrfach gelesen habe) und ich find den Text auch richtig gut.

Nagerchen, wie denkst du denn über Brandmäuse?

Über die Brandmaus denke ich, dass deren Phänotyp zwischen den Phänen von Echtmäusen und denen der Wühlmäuse liegt - fast keine Echtmaus mehr aber auch noch kein typischer "Wühler".

Sie ist eine der wenigen Mäusearten, von denen ich mehrere wildlebende Individuen habe beobachten können während der vergangenen Jahre. Die meisten mausigen/ wühlenden Wildformen kenne ich nur aus der Literatur bzw. habe ich von denen stets nur einzelne Individuen erlebt - also keine Familienverbände und keine Tiere, die ich anhand partnerschaftlichen interagierenden Verhaltens als Artgenossen hätte einstufen können. Nur die Brandmäuse und die Wanderratten habe ich all die Jahre in etwas größerer Zahl erlebt.

Viele Grüße
 

Bimsgestein

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Als mir Brandmaus einfiel, habe ich das bekannte Merkmal schwarzer Aalstrich erstmal beiseite gelassen. Obwohl die Sach- und Fachliteratur den "dorsal black stripe" als arttypisch für einige wenige kleinwüchsige Arten mausähnlicher Kleinsäuger benennt, gibt es unter den Brandmaus-Bestände solche, bei denen dieses Merkmal fehlt oder unauffällig ist. Vielleicht ist deine Maus eine Brandmaus, der dieser Aalstrich fehlt. Habe für die Schnell-Recherche im I-Net die Suchworte dorsal black stripe missing apodemus agrarius verknüpft ... hoffentlich sinnvoll und fand u.a. folgende Publikation über "flavistische Fellchen in Brandmaus-Beständen"

https://www.researchgate.net/public...ped_field_mouse_Apodemus_agrarius_in_Slovakia

zitiert aus oben verlinkter Quelle:
According to the findings, the observed individual meets the criteria of flavism. The dorsal fur, without or with a very unimpressive black stripe, was yellow (or beige); the auricle, feet, and tail were light; and coloration on the belly was white (Figure 2). The specimen was one of 48 individuals of A. agrarius (2.1%) caught between July and October 2015.



... Ich versuche immer, mich nicht so dolle von Fellfarben und Fellzeichnungsmerkmalen beeinflussen zu lassen, wenn ich ein beobachtetes Tier genauer einordnen will. Sogar Schwanzmerkmale weichen zuweilen ab von Nominatformen der Arten ... auch bei erwachsenen Individuen nicht nur bei Tierbabys. Anhand von Körperproportionen, Bewegungsmustern und Fellstrukturen versuche ich, das Tier grob einer Altersklasse zuzuordnen; z.B. ob es ein nestflüchtendes Mauskind ist oder mehr einer erwachsenen Maus ähnelt. Wenn ich dich richtig verstehe, schätzt du deinen mausähnlichen Nager als erwachsen ein ...?

Auch wenn das nicht relevant ist (weil ja jeder jederzeit beinahe beliebig viele Brandmausbilder im Net und in socialmedias finden und anschauen kann), verlinke ich mal zu 2 Bildchen mit 1 lebendigen Brandmaus aus einer kleinen FotoSerie, die mir einst gelang.
..
 
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Nagerchen

ex Equiden- und Mäuseheim...
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Hallo Ihr Lieben,

danke für Euer Feedback. :)

Ich wollt' eh noch mal'n paar ergänzende Infos geben.

Ungebung: Der (Offen-)Stall befindet sich auf einem insgesamt ca. 20 ha umfassenden Wiesengebiet, nah am Waldrand (von 2 Seiten durch Wald bzw. schmalen Waldstreifen begrenzt), ca. 40 m entfernt von kleiner Anwohnerstraße; wenn nicht gerade Klimawandel bedingte Dürre herrscht, ist die Wiese wohl auch eher feucht, hat verschiedenen Bodenstrukturen von sandig, lehmig, bist steinig, einige kleinere versumpfte und gleichzeitig verbuschte Flächen befinden sich auch darauf. Das ganze Paradies liegt im äußersten Westen Deutschlands an der deutsch-belgischen Grenze.

Bewohner: An mäusischen Bewohnern konnte ich hier bisher (mMn) schon recht eindeutig Rötel-, Wald-, Erd-(?) und Schermäuse ausmachen. Die ersten beiden Arten leben auch im und unter dem Stallgebäude, letztere sorgen in Kooperation mit den Maulwürfen eher für's abwechslungsreiche "Wiesendesign"... Alle gemeinsam profitieren von meiner ganzjährigen, großzügen Vogelfütterung... *Käse*

Ja, und den kleinen Herzensbrecher sehe ich eigentlich täglich mindestens einmal. Anscheinend liegt er oder sie schon auf der Lauer und kommt oft direkt auf "seinen" Eimer, sobald mir da was Essbares "draufgefallen" ist...

Höchstwahrscheinlich wird aber ja nicht nur ein Exemplar sich dort bedienen. Und am gestrigen Morgen war es wohl tatsächlich eine Rötelmaus, die zunächst klimmzugmäßig am Eimer hing und sich nicht sicher war, ob sie sich trotz der auf selbigem liegenden Hand an die Futterquelle wagen sollte oder nicht... Der "Hunger" siegte letztendlich, und sie kam tatsächlich an meinem Daumen schnuppern, nahm das bereitgehaltenen Walnussstückchen allerdings nicht aus meinen Fingern - vermutlich weil ich nach der kurz zuvor erfolgten Behandlung der Bindehautentzündung bei meinen Equiden mir die Hände desinfiziert hatte... ("Bääh, das riecht aber doof!") Hier konnte ich recht eindeutig die rundlichen Öhrchen und hellen Füßchen ausmachen sowie deutlich rötliches Fell. Vom Schwänzchen hab' ich allerdings nicht genug sehen können.

Das zuvor im Anfangsbeitrag beschriebenen Mausewesen scheint mir noch ein anderes zu sein. Die Ohren größer, länglicher, etwas unregelmäßig wirkend, mehr grau-agouti vom Fell her sowie dunklere Füße; dabei ganz deutlich der kurze (= körperlange), "quastig"und schwarz endende Schwanz.

Ich werde wohl doch einmal versuchen, abends bei entsprechendem Lichteinfall ein paar Bilder zu machen, ohne Einfangaktion, die Nasen scheinen ja mittlerweile recht zuverlässig zur Fütterung zu erscheinen. Momentan sind die Wetterverhältnisse allerdings eher bedeckt...

@stefanie, hm, Feldmaus wäre vielleicht auch nicht so unwahrscheinlich, auch wenn hier weit und breit keine Feld ist, aber Wiesenlandschaften scheinen sie ja auch zu bewohnen... *denk* Für Erdmaus ist der Schwanz glaub ich zu lang. An Hybrid hab' ich auch schon gedacht ;), aber vielleicht sollte mensch doch erst mal nicht von der "unwahrscheinlichsten" Variante" ausgehen. Angelus ist auch eine Idee, wollte sie eigentlich noch direkt kontaktieren, aber bei ihr auf Fotosuche gehen könnte ich unabhängig davon auch einmal.

@Bimsgestein, Deine Brandmausidee scheint mir einerseits gar nicht mal so ganz abwegig, jedoch sind die nicht eher im östlichen Teil Deutschlands zu finden? Aber gerade die von Dir eingestellten, persönlichen Bilder, welche im Übrigen ganz zauberhaft sind(!) (ich folge Dir ja auch schon länger ab und an in der fc...) der lebenden sehen der "meinigen" ein wenig ähnlich. Gibt es da denn auch diese recht deutliche (schwarze) Quaste am Schwanzende? Das mögliche Alter betreffend würde ich auf "junge Erwachsene" tippen. (Wobei die in freier Wildbahn ja leider meist auch nicht viel älter werden...) Den von Dir verlinkten, längeren Text werde ich mir mal in einer ruhigen Stunde genauer ansehen, da er auf Englisch ist.

P.S.: So, nachdem ich jetzt noch mal in diversen Quellen "geforscht" habe und viele Beschreibungen gelesen und Bildchen geschaut habe, bin ich ich nun vollends durcheinander o_O *grins*, was hier so keuchen und fleuchen könnte... Im Zweifelsfalle erfreue ich mich aber einfach nur ganz dankbar und enspannt an dieser so liebenswerten Gesellschaft... :) (Sofern es sich um wilde, einheimische Exemplare und nichts hilfebedürftiges Domestiziertes handelt, ist die genaue Artenbestimmung ja auch eher zweitrangig, wenn natürlich auch nach wie nicht minder interessant...)

Liebe Grüße
Nagerchen
 
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