Cortisol Mangel bei der Maus

CANADA

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Hallo in die Runde,
ich habe länger überlegt, ob ich dieses Thema hier posten soll oder nicht da es sicher zur Diskussion anregt und ich mit Kritik rechnen muss. Aber da es hier u.a. um das Leben unserer Maus Velvet geht, möchte ich Euch einfach mal ihren Verlauf und unsere Beobachtungen schildern. Da es hier um einen Medikamenteneinsatz geht, möchte ich nur kurz erwähnen, dass sowohl mein Mann als auch ich medizinisch tätig sind.
Velvet lebt seit dem letzten Sommer 2019 bei uns. Ich habe sie damals ungefähr einjährig mit ihren 4 Schwestern übernommen. Leider lebt nur noch ihre Schwester SUmmer. Velvet hatte von Anfang an bei uns eine haarlose Stelle um das linke Auge, mal mehr mal weniger. Bei glänzendem schwarzen Fell ohne Krusten o.ä. war hier kein Anhalt für Parasiten. Sie reibt häufiger im Gesicht, von der Nase Richtung Auge. Anfang des Jahres kam es zum Infekt, der unter Baytril nicht wirklich besser wurde. Sie hörte auf zu fressen, wurde immer dünner, lief dann 2 Tage fast teilnahmslos mit Luftnot im Gehege. Sie nahm Futter,ließ es aber fallen. Wir haben ihr dann Cortison und Meatcam direkt ins Maul gegeben. Die Symptome passten am ehesten zu einer Nebenhöhlenentzündung, die ja Luftnot und auch Kieferschmerzen , Kopfschmerzen etc. machen kann. Daher das Metacam und Cortison gegen die Luftnot. Das ganze war morgens. Ich habe wirklich damit gerchnet, dass unsere Maus am Abend nicht mehr lebt, da sie sich gegen die Medikamentengabe nicht mal mehr gewehrt hat, aber glücklicherweise geschluckt hat.
AM selben Abend lief unsere klapperdünne Velvet am Futter, fraß Körner und Mehrlwürmer. Immer noch wackelig, aber viel besser als am Morgen. Da Baytril nicht geholfen hatte und ich ja von einem Infekt ausging, habe ich ihr als Antibiotikum Cotrimoxazol gegeben. Dazu habe ich nur einen Post vor Jahren gefunden, dass es scheinbar auch bei der Maus angewendet werden kann. Da wir wirklich nichts zu verlieren hatten, hat sie je 1 dicken Tropfen in einem Mehlwurm bekommen. Über 3 Tage mit Cortison dabei. Sie hat sich wunderbar erholt. Im Februar haben sie und Summer ein kleines Trüppchen Albinos Jungs kennengelernt, unter deren Gesellschaft ist Velvet förmlich aufgeblüht und hat sich benommen wie ein Teenager. Soweit alles gut.

Vor etwa 1,5 Wochen ging es ihr wieder schlecht. Sie lief geduckt, teils unruhig wirkend aber langsam, fraß weniger aber kein Anzeichen für einen Infekt. Ich dachte diesmal vielleicht ist es nun altersbedingt oder sie hat innerlich was. Binnen 3 Tagen war sie genauso schlecht wie im Januar. Diesmal habe ich nur aufgelöstes Cortison ins Maul gegeben. Nach einigen Stunden war sie wieder munter. Sie mag den Cotrimoxazolsaft im Mehlwurm gerne, deshalb nutze ich das um ihr darin Cortisonkrümel zu geben, da ich sie nicht fangen möchte, so lange es nicht sein muss. Sie hat jetzt immer im ca 1,5 Tagesabstand Cortison bekommen. Allerdings habe ich bis gestern 3 Tage Pause gemacht, da ich es natürlich eigentlich nicht immer geben wollte. Gestern zeigte sich wieder das gleiche Bild, eine schlappe wackelige Maus. Einige Std. nach Cortison ist das alles aufgehoben.

Es gibt den körpereigenen Mangel an Cortisol mit unterschiedlichen Ursachen ( primär bei Defekt der Nebennierenrinde oder sekundär z.B. durch Fehlschaltung im Gehirn) was auch immer es bei Velvet ist, es muss ein Mangel an Cortisol im Körper vorliegen, sonst würde sie nicht so darauf ansprechen. Bei der Maus wird es vermutlich keinerlei Untersuchungen dazu geben ( oder halt zu Forschungszwecken), aber warum soll sie als kleines Säugetier nicht die gleichen Probleme wie der Mensch bekommen? Auch bei Hunden und Katzen ist der M. Addison beschrieben, die sog. Addison Krise bewirkt ziemlich exakt das gleiche wie bei Velvet und kann zum Tod führen. Im Januar war sie wirklich kurz davor, dass man sagen musste man lässt sie gehen, so traurig war ihr Anblick.
Da es natürlich für Velevt keinerlei Möglichkeiten der Diagnostik gibt und wir absolut nichts zu verlieren haben, werde ich jetzt versuchen ein Intervall für die Cortisongabe herauszufinden, welches weder zu lang noch so kurz ist. Wir haben jetzt 3 x den gleichen Verlauf gehabt, so dass ich wirklich sicher bin, dass ihr Körper nicht genug Cortisol produzieren kann.

Ich möchte damit nur anregen, falls nichts mehr hilft und man nicht weiter weiß, den Tierarzt doch mal auf die Gabe von Cortison anzusprechen. Viele Tierärzte weigern sich da , von wegen Cortison ist ja nicht gut fürs Immunsystem... Richtig, über lange Zeit angewendet drückt es das Immunsystem langfristig. Aber sowohl in der Tier- als auch in der Humanmedizin ist das Notfallmedikament Nr 1 bei Luftnot, Allergie etc.

Ich möchte hiermit allerdings nicht damit werben einfach Cortison zu verteilen um es einfach mal auszuprobieren. Aber wie oft werden die Mäuse einfach schlecht und man weiß nicht was sie haben und ob noch irgend etwas helfen könnte....

Liebe Grüße.
 
L

Lasiusniger

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Hi,

Cortison wird von den Tierärzten hier in der Gegend öfter bei alten Tieren gegeben, wenn diese nicht mehr anders behandelt werden können. Es unterdrückt verschiedene Entzündungsvorgänge und kann die Lebensqualität bei verschiedenen chronischen Problemen (auch Tumoren, Darmentzündungen, Rheuma etc.) dadurch deutlich verbessern.
Auch viele alte Menschen mit chronischen Krankheiten sollen von Cortisongaben profitieren können, zumindest habe ich das inzwischen schon von verschiedenen Ärzten gehört. Man wiegt da wie immer ab: das Plus an Lebensqualität durch die Gabe versus mögliche Nebenwirkungen bei dauerhafter Gabe.
Vielleicht kann man Mäusen auch Karsivan geben? Bei Hunden in ihrer letzten Lebensphase wirkt das Mittel sehr gut.
Ich finde es allerdings schwierig abzuwägen, inwieweit ich überhaupt palliativ behandeln möchte. Man kann inzwischen so viel ausprobieren, um den körperlichen Abbau am Lebensende noch etwas zu verzögern, dass es schwierig ist zu sagen, wann es genug ist und wann man der Natur einfach ihren Lauf lassen sollte.
 

CANADA

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Hi, wir haben Karsivan auch schon gegeben, da es im Bekanntenkreis einem Chinchilla super gut geholfen hat.
Es ist sicher immer schwierig mit Palliativbehandlung, so lange die Lebensqualität besser ist, ist es für mich die richtige Wahl. Allerdings darf man den Absprung nicht verpassen und sollte immer im Sinne des Tieres handeln und niemals aus Egoismus.
Velvet ist allerdings mit dem Cortison absolut symptomlos. Sie klettert, rennt, ist wieder gut genährt und kommt angelaufen sobald jemand am Käfig ist. Für sie also definitiv ein Gewinn bzw scheinbar dadurch überhaupt noch möglich, dass sie lebt.
Ich würde allerdings nie diese Medikamente mehrfach unter Zwang geben. So lange sie es im Wurm oder mit Erdnussbutter nimmt ist alles ok *Käse*.
Liebe Grüße.
 

Sinistrasi

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Hi,

vielleicht hat sie auch einfach eine Atemnot, die damit erleichtert wird. Ein Problem mit den Lungen muss nicht zwingend durch Schnattern etc. angezeigt werden, im Gegenteil: meiner Erfahrung nach zeigt sich eine "dichte" Lunge durch torkeln, struppiges Fell, eingefallene Flanken und ähnliches.
Meine Leipziger Ärztin hat schon vor über 10 Jahren Voren / Dexamethason an alte/schwächelnde Tiere verabreicht. Dass das das Allgemeinbefinden steigert, ist bekannt.

zu dem AB Cotrimoxazolsaft:
das ist kein seltenes AB, zumindest nicht zu meiner "Mäusehochzeit". Unter dem Namen Cotrim K war es häufig im Einsatz, ein Saft, der nach Banane schmeckt.
Wenn man lieber s.c. setzt, wie ich, dann hat man zu Borgal oder Bigram gegriffen, sind von der Zusammensetzung ähnlich. War eigentlich immer die erste Alternative zu Baytril, waren aber auch beide eine Weile nicht erhältlich. Da ich nur noch Mongolen halte, weiß ich gar nicht, wie da der aktuelle Stand ist.


Grüße!
 
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