Laufrad versus Gehegegröße

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Lasiusniger

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Hallo zusammen,

ich habe jetzt schon zweimal eine bestimmte Beobachtung gemacht und mich interessiert, ob sie noch jemand gemacht hat.

Meine Mäuse hatten immer ein Laufrad drin, weil es so empfohlen wird und weil sie es immer sehr gerne benutzt haben. Es gab immer Mäuse, die es mehr benutzt haben als andere, aber ingesamt lief es nachts mehrere Stunden mit wechselnder Besetzung.

Seit meine Mäuse durch den letzten Gehegeumbau sehr viel Platz haben, ist das nicht mehr so.

Meine Mäuseknastgrundfläche liegt bei 100cm*60cm. Sie lieben ihre Laufräder ungefähr solange, bis sie diese Fläche plus eineinhalb Volletagen, also insgesamt etwa 1,5qm Fläche haben. Kommt eine weitere Volletage dazu, wird das Laufrad deutlich weniger benutzt, kommt die letzte Fläche dazu (dann sind es ungefähr 2,78qm) wird nach ein paar Tagen gar nicht mehr gelaufen.
Diese Beobachtung konnte ich inzwischen zweimal machen (zweimal wurden die Flächen nach einer VG erst nach und nach freigegeben) und insgesamt waren ungefähr zwanzig verschiedene Mäuse beteiligt.

Nun frage ich mich, ob das Laufrad vielleicht nur benutzt wird, wenn eine zu kleine Gehegefläche kompensiert werden muss oder wenn die Kleinen sich sehr langweilen.
Sind vielleicht 2qm und mehr das, was man generell anstreben sollte? :unsure:

nachdenkliche Grüße
 
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Hi =)
Dieselbe Beobachtung konnte ich auch machen nachdem eine zu Hochzeiten 16er Gruppe eine Gesamtfläche von 2,6 qm zur Verfügung hatte. Da wurde das Laufrad kaum mal benutzt.
Ich denke wir neigen dazu aufgrund der geringen Körpergröße der Fellis und dem, was allgemein so als artgerecht gilt, den Bewegungs- und Erkundungsdrang unserer kleinen Mitbewohner zu unterschätzen.

Freut mich sehr dass nicht nur ich so "durchgeknallt" bin und so große Gehege anbietet. *knuddel*
 

Moni1610

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Mein großer Käfig ist zwar nicht ganz so groß, 120 x 60 plus 2 Volletagen. Das Laufrad wurde von meiner vorigen Gruppe stark in Anspruch genommen, da sind sie teilweise durch die Luft geflogen (zu viele auf einmal im Rad), so dass ich die Laufräder zeitweise rausgenommen habe, nachdem es auch mit einem zweiten Laufrad nicht besser wurde. Da war meine Angst, dass sie sich dabei verletzen zu groß.

Mein kleiner Käfig hat 100 x 60 plus 1 Volletage, da wird das Laufrad gar nicht genutzt.
 

Mira

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Konnte was ähnliches beobachten.

Die Mäuse wurden mir anfangs mit einem Minikäfig (65x35) mitgegeben und die waren dauerhaft im (zu kleinen) Laufrad.

Dann war der Käfig 24/7 offen, weil sie mir Leid taten und die haben das ganze Zimmer inkl. (Kleider-)Schränke und Regale bewohnt und ich hab nur mehr selten nachts im Laufrad wen gehört (wsl nur so zum Spaß :D).

Ich hab selber immer ein Problem damit gehabt, Tiere einzusperren (ist ja ein großer Unterschied zu Freigängerkatzen & Hunden) und bin teilweise schockiert wie klein die Käfige manchmal sind, wo dann die Leute aber selber behaupten, dass sie den Käfig schon ziemlich groß finden :unsure:. Früher hat man ja sowieso die Tiere in irgendwas gehalten, Hauptsache es konnte net ausbüxen...

Ist aber auch komisch, dass überall steht, dass man unbedingt ein Laufrad "zum Ausgleich" braucht... Wenn der Käfig 100% artgerecht & groß genug ist, dann braucht man doch keinen Ausgleich..?
 

Fufu

mausgrau
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... ich hatte mal zwei Mäuse mit Leukoseverdacht übernommen mit Käfig. Das Laufrad habe ich dann nach einigen Tagen rausgenommen. Daraufhin hat sich das Verhalten der Mäuse verändert. Vorher sind sie ständig im Laufrad gelaufen. Teilweise ist eine Maus halb aus dem Laufrad ausgestiegen und dann abrupt wieder umgekehrt um weiterzulaufen. Nachdem das Laufrad weg war, konnte ich beobachten, daß sich die zwei Mäuse sehr viel mehr mit anderen Dingen beschäftigt haben, wie Umbau des Geheges, buddeln und auch miteinander hatten sie mehr Kontakt. Insgesamt wirkten die Mäuse auch ausgeglichener. Die Gehegegröße hatte sich nicht geändert.

Zu der Frage der Notwendigkeit von Laufrädern gibt es sehr unterschiedliche Haltungen. Einem Versuch zufolge, bei dem man Laufräder irgendwo in der Natur aufgestellt hatte, nutzen sogar wildlebende Mäuse das Rad, wenn sie es finden. Allerdings, so meine Meinung, mehr aus "Spaß", und nicht ununterbrochen. Meine Mäuse haben keine, weil ich den Eindruck nicht loswerde, daß das Laufradlaufen Züge von zwanghaftem Verhalten aufweist. :unsure:

Ich finde Eure Beobachtungen sehr interessant und die Frage ist sicher berechtigt, ob die "Notwendigkeit" eines Laufrads nicht Ausdruck dafür ist, daß den Mäusen zu wenig Lauffläche zur Verfügung steht.

Sehr wichtig finde ich auch, die Gehege abwechslungsreich einzurichten, mit vielen unterschiedlichen Laufwegen zu den einzelnen Etagen. Ich habe hier die Etagen mit zickzackartig angeordneten Rinden verbunden. Also immer abwechselnd schräg nach links und in der nächsten Etage nach rechts oben. Das ergibt - wenn die Mäuse da rauf und runter sausen - auch eine schöne Rennstrecke.

Was mich oft etwas traurig macht ist, daß in den Mäusegehegen häufig immer die gleichen Materialien verwendet werden. Es gibt nur eine Art von Einstreu, nur eine Art von Häuschen und diese Weidenbrücken. Da bei Mäusen der Geruchssinn sehr ausgeprägt ist und auch das Tastempfinden, stelle ich mir das als Maus sehr eintönig vor. Mäuse sehen mit der Nase. Aber meist riecht doch alles gleich, die Streu, alle Häuschen, die aus dem gleichen Holz sind, etc. Was unser Auge als vielfältig eimpfindet, könnte für die Maus einfach nur langweilig sein.

Ich bin auch kein großer Fan von Buddelbereichen. Auf der Einstreu kann man doch nicht "vernünftig" laufen, da sie viel zu weich ist. Ich nehme deshalb Rindenstreu. Damit kann die Maus auch buddeln, aber der Untergrund ist fest genug, um gut darauf laufen zu können. Außerdem riecht sie gut und hat zudem eine andere Geruchskomponente. Man könnte die Einstreuarten auch kombinieren: Unten einen Buddelbereich mit weicher Einstreu einrichten, oben Rindenstreu verwenden.

Man kann man mit wenig Aufwand so viel machen. z.B. einfach draußen einen großen Stein suchen, ihn mit heißem Wasser abwaschen und dann in das Gehege stellen. Oder Moos, Blätter, usw.

Die Gehegegröße ist sicher sehr wichtig, aber vielleicht nicht das einzige Kriterium, das für eine Maus ihr Gehege spannend macht. =)
Viele Grüße
Fufu
 
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Lasiusniger

Guest
Wie schön, schon so viele ausführliche Antworten, danke dafür *Blumen*

Den Verdacht mit dem zwanghaften Verhalten hatte ich bei einigen Mäusen, die ich aus Haltungsaufgabe aus kleinen und/oder sehr langweilig eingerichteten Käfigen (alles mit der gleichen normalen Kleintierstreu eingerichtet, ein paar Nadelholzhäuschen, wenn es hochkommt noch ein paar Klorollen und eine Weidenbrücke) übernommen habe, auch schon gehabt. Diese sind ganz besonders zu Anfang auch extrem viel am Gitter entlanggehangelt, was für mich, ähnlich dem exzessiven Laufradgebrauch, einen sehr überforderten und hektischen Eindruck machte. Normales Erkundungsverhalten sieht anders aus.

Ein Buddelbereich kann meiner Erfahrung nach dann sinnvoll genutzt werden, wenn die Einstreu sich dafür auch eignet. Sie muss stabile Gänge und Höhlen ermöglichen und/oder mit Leckerem durchsetzt sein. Mäuse wollen ein Ziel haben: das Erschaffen und Erhalten eines unterirdischen Lebensraumes, das Schaffen neuer Durchgänge, das Finden leckerer Dinge wie zum Beispiel Würzelchen in Erdballen.
In Sand und Rindenmulch wird auch Just for fun gebuddelt, obwohl sie da nie was drin finden - vielleicht hoffen sie nach Monaten immer noch auf etwas interessantes?
Aktuell teste ich gerade auf einer Ebene die Hanfpellets von Hugro. Die sind relativ schwer und zerfallen nach einiger Zeit zu einem erdähnlichen Substrat, das aber nicht so stark staubt wie trockene Erde. Sie liefern einen deutlich festeren Untergrund als Nadelholzkleintierstreu, der sich als Rennstrecke eignet. Bisschen ebener als die Rindenstücke auf einer anderen Etage.

Interessant, dass wilde Tiere sich für Laufräder interessieren. Das hätte ich so nicht vermutet. :unsure:
 

Moni1610

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Das mit den Hanfpellets ist eine gute Idee, das werde ich auch mal versuchen.

Im Glasbecken ist bei mir German Horse Span gemischt mit Streu und Heu, bestens für Buddeln, Gänge und Nester bauen. Wie die Lemminge marschieren sie durch die Gänge, leider ist das nicht immer zu sehen, nur wenn die Gänge gerade am Glas vorbeiführen :D Auf den Etagen verschiedene natürliche Materialien und viel Klettermöglichkeiten. Aber auf die Idee mit den Hanfpellets bin ich bis jetzt noch nicht gekommen.

Sehr gut
 
L

Lasiusniger

Guest
*Update*

Ich habe bisher jedes Mal das Laufrad aus dem Gehege nehmen können, wenn die Mäuse eingewöhnt und ausgewachsen waren. Um die 30 Mäuse lang ging das so. Zur Zeit habe ich aber zwei Mäuse von vierzehn, die in einer Pflegestelle und später bei mir aufgewachsen sind und deshalb nie auf Mini-Fläche leben mussten. Diese beiden sind jetzt ungefähr ein Jahr alt, also auch keine energiegeladenen Jungspunde mehr, lieben es aber, jeden Abend mehrere Stunden im Laufrad zu verbringen. Sie nutzen auch den Rest des Geheges und die Gruppe ist schon immer sehr harmonisch gewesen, es kann also auch kein stressbedingtes Verhalten sein. Sie lieben ihr Laufrad einfach. Zwei von ungefähr 45 laufen also vermutlich aus reiner Freude am Laufen.
 

CaptainC

Mausmessi
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Super interessantes Thema! Mein Gehege ist nicht groß genug, um wirklich sagen zu können, ob die Mäuse das Laufrad mit mehr Fläche weniger nutzen würden, aber ich habe definitiv Mäuse, die mit dem Laufrad aktiv spielen. Zum einen meine Schuhbi, die eine ganz schlimme Atmung hat und deshalb schnell aus der Puste ist und nicht viel läuft. Was sie aber absolut liebt ist es, auf die höchste Ebene zu klettern und von da dann oben ins Rad einzusteigen, runter zu "fahren" und dann wieder rauf auf die Ebene zu gehen um das ganze nochmal zu machen, so ein bisschen wie Riesenrad fahren. Danach wird dann immer wild gepopcornt oder kurz durch den Käfig gesprintet :LOL:
Zum anderen gibt es Mäuse, die vom eigentlichen Laufen im Laufrad so aufgeregt und hüpfig werden, dass sie aus dem Laufrad rauskommen und erst mal im Gehege ein bisschen rasen und springen müssen :D Bei meiner blinden Oma habe ich beobachtet, dass sie das Laufrad sehr gerne nutzt, weil es ihr eine sichere Lauffläche ohne mögliche Hindernisse bietet. Denn wenn sie durch den Käfig läuft, dann stößt sie immer mal an irgendwas ran, rennt in eine andere Maus oder tritt in ein kleines Streuloch. Beim Laufrad ist alles ebenerdig und sie weiß, dass da nichts kommt. Ich sehe also definitiv Vorteile in den Laufrädern und hatte bisher auch noch keine Maus, die wirklich wie zwanghaft stundenlang jeden Tag im Rad gelaufen ist (Ausnahme: mein sehr alter Kastrat hatte einen Hirntumor, der sein Verhalten stark verändert hat. Aber ich rede jetzt eher von gesunden Tieren). Für meine ist es eher Spielzeug und beliebter sozialer Treffpunkt, weil sich auch gerne mal drei oder vier Mäuse gleichzeitig ins Rad setzen, um sich zu putzen.
 

Micelover

Mäuseverrückt
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Ich finde das Thema auch sehr interessant!

Mein momentaner Käfig ist leider definitiv zu klein um hier eine Veränderung der Laufrad Benutzung zu erkennen. Momentan wird das Laufrad aber nicht "dauerbenutzt", einige Mäuschen habe ich seit der vollständigen VG garnicht mehr im Laufrad gesehen, meine Yuki hingegen liebt das Laufrad und rennt jeden Abend darin rum. Sobald meine anderen Mäuse auch beginnen darin zu täglich ihre Zeit zu verbringen, wird für mich klar das sie eine neue Beschäftigung brauchen:D.

Ich glaube das wenige Mäuse das Laufrad als reines "fitness" Gerät sehen sondern die meisten dieses als Beschäftigungsmöglichkeit ansehen.
Genaueres werde ich dann wohl nach dem Umzug ins größere Gehege berichten, vielleicht ist das Laufrad ja dann komplett uninteressant^^

Was sie aber absolut liebt ist es, auf die höchste Ebene zu klettern und von da dann oben ins Rad einzusteigen, runter zu "fahren" und dann wieder rauf auf die Ebene zu gehen um das ganze nochmal zu machen, so ein bisschen wie Riesenrad fahren.

Hihi, das macht bei mir Kiesel auch regelmäßig, sieht schon lustig aus wenn Mäuschen hoch flitzt einsteigt und dann in Lichtgeschwindigkeit wieder nach oben rennt:D.


Lg, micelover
 
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Lasiusniger

Guest
Das ist ja süß mit dem Spielen. Meine laufen nur ganz lamngweilig. Nur bei ganz jungen hatte ich es schon, dass sie versucht haben zu klettern, während eine andere gleichzeitig lief.
 

CaptainC

Mausmessi
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Ich habe gerade noch etwas Interessantes gefunden! https://royalsocietypublishing.org/doi/full/10.1098/rspb.2014.0210
Man hat quasi in die freie Natur ein Laufrad gestellt und geguckt, ob und von wem es genutzt wird. Und tatsächlich waren die Mäuse ziemlich aktiv da drin! :)
„Some animals seem to use the wheel unintentionally, but mice and some shrews, rats and frogs were seen to leave the wheel and then enter it again within minutes in order to continue wheel running. This observation indicates that wheel running may well be intentional rather than unintentional for these animals.“
„(...)and our results indicate that it is neither restricted to captivity nor occurring for longer durations in captive mice of at least six months old than in free-ranging mice in the field. Therefore, it does not fit well within the definition of stereotypy.“
 
L

Lasiusniger

Guest
Das ist interessant *blumen*
Bestimmt ist das der Versuch, den Fufu oben erwähnt hatte, super, den jetzt nachlesen zu können!
 
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