Probleme bei Vergesellschaftung (4 Weibchen)

fromo

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Guten Abend!
Nach dem Tod einer Maus in meiner Vierergruppe haben wir ein neues Weibchen aus dem selben Wurf dazu getan. Das Nagarium wurde gereinigt und mit neuem Streu gefüllt, und die Tiere haben öfters zusammen auf neutralem Boden (Transportbox) zusammen gespielt und geschlafen.
Mit zwei der Weibchen läuft die Vergesellschaftung ganz gut, aber die Neue hat es darauf angesetzt, die Kleinste aus der Gruppe zu tyrannisieren.
Sie jagt sie aktiv durch das Nagarium, teils auch aus dem Nest oder vom Futter/Spielzeug weg und beißt öfters böse zu. Die Kleine hatte bereits eine Bisswunde am Bein, welche zum Glück ohne Probleme abheilte, aber sie bekommt kahle Stellen und ihr Schwanz weist auch öfters Bissstellen auf.
Ich mache mir Sorgen, dass dieses Verhalten abnormal ist, da es scheinbar über bloße Rangkämpfe hinaus geht. Die Kleine fiept auch sehr schrill und springt hoch, wenn die Neue sie angeht. Dem ganzen Gejage geht meistens ein Beschnuppern voran, und die Kleinere richtet sich auf. Nach dem Jagen und Kämpfen versteckt sie sich im Nest und atmet hektisch mit geschlossenen Augen.
Die Neue jagt auch nur aktiv die Kleinste, die anderen beiden Weibchen lässt sie in Ruhe und kann auch friedlich neben ihnen schlafen, fressen oder spielen.
Vielen Dank schon einmal für Hilfe und Ratschläge :)
 
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Brokat

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Hallo fromo,

das Verhalten deiner Mäuse ist nicht wirklich ungewöhnlich. So, wie ich das sehe, gibt es in der Gruppe zwei Probleme.

Die Mäuse wurden gar nicht richtig vergesellschaftet. Es reicht nicht, sie ab und zu in die Box zu setzen und den Käfig sauber zu machen. Sie müssen wirklich für einen Tag in der Box bleiben. Wenn sie dort lieb sind, dürfen sie in einen abgetrennten leeren Teil vom Käfig einziehen, z.B. auf 30x40 cm oder ähnliche Größe. Wenn sie sich auch dort verstehen, dürfen sie pro Tag entweder etwas mehr Platz oder einen Einrichtungsgegenstand bekommen. Das zieht sich mindestens über mehrere Wochen hin, bis sie eine richtige Gruppe werden.

Du hast dir außerdem eine schwierige Konstellation ausgesucht. Weibchen untereinander können sehr zickig sein, manche mögen sich einfach nicht... Es kann helfen, noch zwei Kastraten aufzunehmen, dann werden die Mädels etwas ruhiger. Wie groß ist denn dein Käfig? Hättest du Platz für mehr Mäuse?

Liebe Grüße und viel Erfolg! :)
 

fromo

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@Brokat
Vorab, danke dir!
Die Vier waren mehrere Stunden in der Box, ich war mir nicht sicher wie lange ich sie problemlos da drinne lassen konnte. Futter und Heu hatten sie, für die Wasserschale war vorerst kein Platz. Aufgrunddessen habe ich mich nicht getraut, sie wirklich einen Tag drinnen zu lassen. Jetzt habe ich allerdings eine Möglichkeit gefunden, alles unterzubringen. Morgen kann ich das machen, dass sie den Tag über da drinne bleiben. Für heute möchte ich ihnen keinen Stress mehr bieten, da sie bereits schlafen.
Eine Abtrennung vom Nagarium hatte ich auch überlegt, aber man hat mir davon abgeraten, da ein gemeinsames Schlafen im Nest schon Indiz wäre, dass es klappt. Da habe ich mich wohl zu schnell überzeugen lassen. Dann messe ich morgen mal aus, wie viel ich abtrennen kann :)
Einrichtungsgegenstände haben sie aktuell keine, abgesehen von einem Laufrad (welches auch nur von einer Maus benutzt wird, die anderen haben da kein sichtliches Interesse dran), dem Wassernapf und einer Holzbrücke. Häuser und Spieltürme habe ich seit Einzug der Neuen entfernt, und Futter streue ich locker im Nagarium aus, damit sie suchen können (und damit Streit am Napf vermieden wird, was ich u.A auch schon hatte)

Leider habe ich keinen Platz mehr für weitere Mäuse, es sei denn, ich gebe eine oder zwei ab und hole stattdessen Kastraten (was vermutlich nicht die beste Lösung wäre). Das Nagarium ist 80x50X50 (mit Etagen) und bietet den Vier ausreichend Platz, aber bei sechs Tieren wäre das vielleicht etwas zu voll.
Wenn sich alles einpendelt, dann würde ich die Vier erstmal als reine Mädels-WG halten. Sollten die Probleme trotz aller Lösungswege in den nächsten Wochen/Monaten nicht klappen, werde ich da wohl überdenken müssen, ob ich nicht erweitere. Entweder durch ein größeres Nagarium für mehr Mäuse/Kastraten oder Trennung der Gruppe.
 

Fufu

mausgrau
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Hallo Fromo,
wie Brokat schon erklärt hat, muß man die Mäuse mit einer bestimmten Methode erst aneinander "gewöhnen".
Das ist richtig Arbeit, weil man die Mäuse dabei genau beobachten muß und es empfiehlt sich ein bestimmtes Vorgehen, damit die Chancen gut stehen, daß es auch klappt. :)

Mäuse haben Angst vor fremden Mäusen - und sie haben Recht! Fremde Mäuse können beißen, sogar blutige Verletzunge verursachen und sie können eine Maus aus ihrer vertrauten Gruppe vertreiben. Die Kunst der VG ist, die Mäuse davon zu überzeugen, daß ihnen die fremden Mäuse nichts tun. Deshalb setzt man die Mäuschen mit wenig Platz und ohne Häuschen in eine Transportbox. Da den Mäusen die Umgebung fremd ist und sie auch keinen Unterschlupf finden, suchen sie Schutz untereinander. Irgendwann liegen sie dann ganz dicht beieinander und bieten sich gegenseitig etwas Schutz. Das bewirkt dann, daß sich die Mäuse gegenseitig etwas mehr trauen. In der Regel bleiben die Mäuse 24 Stunden in der TB. Man kann sie in bestimmten Situationen aber auch 2 Tage dort lassen, bis alle sich beruhigt haben.

Als nächster Schritt werden die Mäuse mitsamt der Streu aus der TB umgesetzt, sodaß sie etwas mehr Platz haben, aber nicht zuviel. Wenn die Mäuse viel Platz haben, dann fangen sie an herumzurennen und das produziert Mißverstandnisse. Die eine Maus saust heran, eine andere bekommt Angst und rennt weg und dann kann es leicht passieren, daß sich dieses Verhalten in den Mäusen festsetzt. Als Ergebnis hat man dann eine jagende Maus und eine flüchtende Maus. Es kann auch sein, daß eine Maus aus Angst zum Angriff übergeht und die andere Maus beißt, weil sie die als bedrohlich empfindet. Dann macht diese Maus schlechte Erfahrungen und rechnet jetzt ständig damit, wieder gebissen zu werden. Manche Mäuse sind leider aber auch einfach "zickig" und produzieren ständig Probleme im Mausezusammenleben.

Also ist es wichtig, alle Bedingungen auszuschließen, die dazu führen, daß die Mäuse schlechte Erfahrungen mit den anderen Mäusen machen und gleichzeitig zu verhindern, daß sich ungünstige Verhaltensweisen verfestigen. Da eine Maus bereits gebissen wurde, ist es jetzt besonders wichtig, vorsichtig (langsam!) vorzugehen und das Verhalten der Mäuse sehr gut zu beobachten. Eine VG dauert im Schnitt 2-6 Wochen, ehe die Mäuse den vorgesehenen Platz zur Verfügung haben. Jede zu schnelle Vorgehensweise rächt sich nicht selten irgendwann später. Für eine VG braucht man eine gute Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und vor allem - Geduld. :)
Viele Grüße
Fufu
 

fromo

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Huhu! Ein kleines Update:
Leider hat die Problemmaus meine Kleine so arg angegriffen, dass sie starke Verletzungen am Rücken und am Schwanz hatte. Wir haben die Gruppe jetzt erst einmal getrennt und zwei der Vier in einem seperaten Nagarium untergebracht. Um die Wunden der Kleinen kümmere ich mich aktuell, und sie ist deutlich fitter drauf seitdem sie sich nicht mehr so rumstressen muss.
Die Vier haben die vorrübergehende Trennung gut angenommen und finden sich mit ihrem jeweiligen Nagarium-Partner zurecht. Streits hat es seitdem keine mehr gegeben. Wir haben auch etwas mehr Einrichtung in beide Nagarien gestellt, um ihnen mehr Möglichkeiten zu Zweit zu geben. Die Kleine frisst wieder aktiv und ist nicht mehr so schüchtern, was das Beisammensein mit Anderen angeht.
Zumindest traut sie sich wieder ins Nest und schläft bei ihrer Schwester.
In ein, zwei Monaten versuchen wir die Vergesellschaftung erneut, und gehen es dieses Mal - hoffentlich - besser an :)
Ich danke euch für die Tipps und Ratschläge.
 
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