Hallo!
Ich bin neu hier im Forum und muß auch gleich gestehen, daß ich noch keine Mäuse habe, sondern erst ganz bald welche bekomme, aber ich filze schon seit ewigen Jahren (auch in beiden Techniken: Naß- und Trockenfilzen) und habe mir auch seit einiger Zeit überlegt, ob Filz ein geeignetes Material für die Mäuse ist oder nicht.
Ich habe jetzt den ganzen thread mit großer Aufmerksamkeit gelesen und habe zwei Fragen bzw. Anmerkungen dazu, die mir kamen bei der Betrachtung der beiden (bzw. drei) "Versuchsobjekte" aus Filz:
- 1.) Die Kuschelhöhle und der Facehugger sind nassgefilzt, oder?
- 2.) Die Kuschelröhre "nur" trocken, oder? (eine unglaublich zeitaufwendige Arbeit!wow!)
zu 1.) Nassgefilzte Arbeiten sind wesentlich fester und stabiler als Trockengefilzte.
[Kurzer Exkurs, da ich seit Jahren Filzkurse in beiden Techniken gebe, als Erklärung für die, die noch nicht gefilzt haben. Denn ich stelle immer wieder fest, daß die Leute ganz unterschiedliche Vorstellungen von "Filz" haben und auch hier immer wieder Fragen und Verwirrung aufkam.
Nassfilzen funktioniert so, daß man mehrere Lagen Wolle mit warmem Wasser tränkt und diese dann zuerst vorsichtig, später heftiger mit Seife reibt, so daß sie zusammenfilzen und eine relativ glatte, feste Oberfläche entsteht. Richtig gewalkt (so heißt der letzte Schritt des richtig festen Knetens und Reibens) ist so ein fester Filz unzerreißbar und auch von einer Maus nicht einfach zu durchbeißen.
Trockenfilzen macht man mit einer speziellen Filznadel, die ganz fiese und gemeine Widerhaken und eine noch fiesere Spitze hat, mit der man in die ausgelegte Wolle (und leider manchmal auch in die eigenen Finger...) einsticht und die einzelnen Wollfasern ineinander verhakt. Dazu nimmt man meist Vlieswolle. Das entstehende Gewebe ist nicht so fest wie das nassgefilzte und kann von Mäusen meines Erachtens ziemlich schnell zerlegt werden, wobei hier eher zerreißen als zernagen funktioniert.
Strangwolle ich eher langfaserige Wolle, deren Einzelfasern alle in eine Richtung gekämmt wurden und die sehr weich und fein ist. Die Wolle wird in Einzelsträngen (ca. kinderarmdick) verkauft.
Vlieswolle ist zwar gekämmt, aber immer noch eine lockere Ansammlung von eher kurzen Haaren und bildet vor der Verarbeitung ein lockeres, watteähnliches Gewusel. Das sieht man auf dem Bild von der in Arbeit befindlichen Röhre!
Vlieswolle verfilzt schneller als Strangwolle, da die Haare ja schon im (lockeren) Verbund sind, aber Strangwolle ist weicher und man kann gleichmäßigere Flächen filzen, wenn man z.B. Kleidung herstellen möchte oder feine Muster auffilzen mag.
Dann gibt es noch zahlreiche Unterarten, aber die sind jetzt erstmal unwichtig.
Verzeiht die Ausführungen, aber sie machen das Verstehen einfacher, falls ich Detailfragen stelle und sind vielleicht für Eure Vorstellung hilfreich. Denn handgefilzte Objekte sind nicht vergleichbar mit maschinell hergestellten Filzteilen, Walkstoffen oder gar mit Fleece.]
Ich denke, die Röhre ist, da sie nadelgefilzt wurde, schneller ein Opfer der Zerreißprobe geworden als die Kuschelhöhle. Die Mäuse testen die Materialien ja auch auf die Nageeignung, den Geschmack, die Reißfähigkeit und sonstwie Belastbarkeit:
- der Geschmack ist vermutlich nicht sonderlich gut, deshalb wird Benagen aus diesem Grund aufgegeben.
- Nageeignung gleich null, da zu weich und vermutlich eher wie Kaugummi...
- Belastbarkeit als Röhre sicher ok, aber anscheinend für diese Testmäuse gerade nicht gebraucht, als Kuschelhöhle interessanter
- Reißßfähigkeit beim Kuschelnest, da nassgefilzt sehr hoch, bei der Röhre, da trockengefilzt eher niedriger - also benutzen die Mäuse die herausgerupfte Wolle als Polstermaterial für die Kuschelecke
Fazit? Von der Eignung her, schätze ich, da ich bisher nur Eure Berichte habe:
- besser nassgefilzte Teile als trockengefilzte, weil sie weniger leicht zerrupfbar sind und schlichtweg länger halten (beide Arbeitstechniken sind zeitaufwendig und das schöne Ergebnis soll ja so lange wie möglich die Mausbenutzung aushalten können)
- eher Kuschelhöhlen oder andere Kuschelnutzungsmöglichkeiten (Nest, Höhle, Hängematte etc.) für Einrichtungsgegenstände aus Filz wählen, da Röhren etc. eher zum Durchkrabbeln, Annagen, Bespielen interessant sind und andersartigen Belastungen standhalten müssen, aber dabei nicht unbedingt kuschelweich sein müssen.
Das bezieht sich nur auf die Art des Filzens (bzw die Stabilität des Filzes) und die Art der gefilzten Objekte bzw. ihrer von uns angedachten Nutzungsmöglichkeit (was die Mäuse draus machen, entscheiden sie selbst
).
Das ist kein Fazit im Hinblick auf die Eignung von Filz als Einrichtungsmaterial im Mäusekäfig!
Dazu kann ich immer noch nicht sagen, da ich keine (eigenen) Erfahrungen habe.
Meine Befürchtung im Hinblick auf die Nutzung von Filz im Mäusekäfig war bisher lediglich die, daß sich die Mäusekrallen in der Filzoberfläche verhaken könnten/würden.
Ich bin sogar ziemlich sicher davon ausgegangen, daß sie es tun.
Vlieswolle ist so kurzfaserig, daß Strangulieren m.E. ziemlich unwahrscheinlich ist, aber möglich ist alles. Mit jedem Material.
Was für Wolle hast Du für die Nisthöhle benutzt? Vlies- oder Strangwolle? Die Oberfläche ist wunderbar fein!
Benagen und verschlucken der Wolle schätze ich auch eher als unwahrscheinlich ein, weil Benagen eben unattraktiv ist.
Aber ich bin gespannt, wie der Test weitergeht! Bitte mehr Berichte und Fotos!
Ganz viele liebe Grüße und bitte verzeiht meine langen Ausführungen, doch mir liegt das Thema so am Herzen und ich bin gespannt, was sich alles ergibt mit den gefilzten Testobjekten und Euren Mäusen! Hoffentlich weiterhin nur Gutes!
Tine