Streit wird auf dem Rücken der Kleinsten ausgetragen

mareiike

Mäusemama
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Hallo Brokat,

danke für die aufmunternden Worte, gerade als Anfänger möchte man doch gerne alles richtig machen und schüttelt dann oft nur noch fassungslos den Kopf.

Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich nur Nala das Problem ist. Ja, sie kann sehr aggressiv sein und hat sich den Chefposten hart erkämpft, aber das alltägliche Gezicke geht überwiegend von ihren drei Schwestern aus. Interessanterweise bekommen sich diejenigen zwei Schwestern, die sonst ein auffallend enges Verhältnis haben, am häufigsten "in die Wolle". Die rangeln dann untereinander oder auch mit der dritten und gehen neuerdings sogar Nala an.

Heute morgen war es echt extrem, die vier Schwestern haben sich untereinander in wechselnen Kombinationen richtig gezofft, da kam es nach langer Zeit wieder zu lautem Fiepsen und heftigen Kugeleien. Die restlichen Drei haben versucht, den Streitenden aus dem Weg zu gehen, was in dem kleinen Gehege nur schlecht möglich ist. Klein Amy hat sogar zeitweilig Zuflucht in einer halben Klopapierrolle gesucht.

Eine halbe Stunde später war wieder alles ruhig und sie lagen eng aneinander gekuschelt im Eck, als wäre nichts gewesen. Kann es nicht auch einfach Langeweile sein, was den Mädels das Leben schwer macht? Viel tun können sie im Moment ja nicht, Abwechslung gibt es auch nur hin und wieder und sich so richtig austoben ist auch nicht möglich.

Viele Grüße,
Mareiike
 

Nagerchen

ex Equiden- und Mäuseheim...
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Hallo Mareiike,
ich wollte es gerade in den Raum werfen, da seh ich, Du schreibst es schon selber...
Vielleicht könnte es tatsächlich Langeweile sein, eventuell mal das genau andere "Extrem" probieren?
Viel Beschäftigungsmaterial, Nistmaterial, Heu, Nagehölzer... Dinge, die keiner für sich in Beschlag nehmen kann,
und mit denen vielleicht ein "Wir"-Gefühl entsteht? Vielleicht auch mehr Platz dazu.
Neben den unzähligen Krankheiten empfand ich auch immer die Gruppendynamik der Mäuse als am meisten "belastend",
habe mich da zugegebenermaßen auch nie als Experte etablieren können. Ich hab' schließlich immer eher getrennt, als zuzusehen, wie Mäuschen unter Mobbing oder Ausgeschlossensein leiden. Da blutete mir immer das Herz - was dann letztendlich zu teilweise 4 - 6 Gehegen führte, mit eher Klein(st)gruppen... Es gibt da leider auch kein wirkliches Patentrezept, weil die Kleine bei aller Winzigkeit große Persönlichkeiten sind, die jede anders reagiert und sich entwickelt, gerne unvorhersehbar... Hier ist gute Beobachtungsgabe und Einschätzung gefragt, eine echte Herausforderung,ja. Und für ewig lange VG-Versuche ist so ein Mäuseleben meiner Meinung nach auch einfach zu kurz, fand es immer schlimm, wenn Tiere alterten, kränkelten oder starben, bevor sie glücklich mit viel Platz und Ausstattung zusammenleben konnten.
Ich wünsche Dir und vor allem den Mäusen viel Glück, dass sie, in welcher Konstellation auch immer, bald in ein dauerhaftes, glückliches Sozialleben starten können.
LG Nagerchen
 

Brokat

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Langeweile wäre durchaus eine Variante. Nagerchen hat ja schon Heu etc. vorgeschlagen. Was zum Klettern wäre sicher auch toll. Oder eine Papiertüte, die mit Heu und tollen Leckerli vollgestopft ist.

Alternativ - aber das ist etwas unkonventionell - könnte auch ein Laufrad helfen. Da wird immer angegeben, dass das großes Konfliktpotential hat. Bei mir war es allerdings nie Streitgegenstand und die Mäuse konnten sich so richtig auspowern. Wirklich dauerhaft Interesse am Laufrad hatte hier allerdings nur ein kleiner Teil der Mäuse, grob überschlagen vielleicht 2 von 10.

Ich würde Beschäftigung auf jeden Fall noch probieren, aber falls das nicht helfen sollte, recht schnell etwas an der Gruppenzusammensetzung ändern.
 

Pika

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Ich stimme Nagerchen zu. Wenn's auf kleinem Raum nix wird, wäre das Gegenteil durchaus einen Versuch wert.
Bei meinen Mädels hat's damals Wunder bewirkt.

Laufräder sind tatsächlich so eine Sache, können aber durchaus auch helfen, wenn die Mäuschen ihre Energie auf anderem Wege ausser Zickereien und Streitereien verbraten können.
Ich tendiere immer zu zwei Rädern, damit das Streitpotential ums Spielzeug noch etwas gemildert wird und andere interessierte Mäuse noch eine Ausweichmöglichkeit haben, das ist aber Geschmackssache.
 

Angi

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Bei uns haben fast alle ihr Laufrad benutzt, nur eine einzige nicht, der war das nicht geheuer - sie ist nur einmal mit den Pfoten rangegangen und als es dann wackelte war´s für immer vorbei ..., sie war aber extrem scheu.
Gestritten haben sie sich allerdings nie um´s Rad, höchstens mal ein bisschen gedrängelt und oft wurde dann sogar als Kompromiss zu zweit drin geradelt (das hatten sie schnell raus).
Gerade unsere alte Maus Flecky hat ihr Rad geliebt und ich denke auch für sie war es eine Art Streßabbau = sie war im Rang recht weit unten (vertragen haben sie sich aber sehr gut) und sie war eine extreme Sportlerin, sie liebte es auch mit dem Rad absichtlich zu überschlagen und hat es regelrecht drauf´angelegt.
Also hier hat es sogar zu mehr Gemeinsamkeit geführt, ich denke auch einen Versuch ist es wert, aber auch die weiteren Ideen der Vorschreiber finde ich gut und einen Versuch wert (also Klettermöglichkeiten usw.), aber ewig würde ich da auch nicht dran´rumdoktern (im TH meinte jemand tatsächlich mal er mache das schon seit einem halben Jahr so, da müsse man Ausdauer haben, aber das sehe ich anders bzw. kommt es ja immer auch auf die individuelle Situation an und ein halbes Jahr Gejage und Gezwicke finde ich persönlich nicht akzeptabel und einen enormen Streßfaktor).
Aber toll, was du dir für eine Mühe gibst und dir einen Kopf machst,
Ansonsten drücke ich feste die Daumen !!!
LG, Angi
 

Klena

Mäuschenliebhaberin :)
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Also ich hatte bisher auch nur reine Mädels-Gruppen.

Hier hat auch für das Zusammenspiel Hirse oder Flachs gut geholfen. Am besten vertikal aufgebaut. Hat dann für die notwendige Herausforderung gesorgt, wenn man oben die besten Sachen haben wollte.

Wird denn auch richtig hinterhergejagt oder mehr oder minder nur "weggebissen", was dann in einem Knäuel ausartet?

Wenn richtig verfolgt wird, könnte mehr Platz auch schwieriger werden bzw. Missverständnisse fördern in dem Sinne, dass eine Maus sich gerade über mehr Platz freut, dann mal Gas gibt und eine andere sieht's als Fluchtversuch vor ihr oder überrennt einfach Mitbewohner auf dem Weg, die dann fiepsen und andere finden Spaß dran. Das hatte ich Mal und ist gerade bei langen geraden Strecken ein Problem. Daher bin ich dazu übergegangen und gebe erstmal nur Inventar dazu und letztlich dann stückchenweise mehr Platz. Platz habe ich immer erst zum Schluss ergänzt, wenn man fast nichts mehr stellen konnte oder es einfach zu voll wurde.

Ich würde hier an deiner Stelle mit mehr Zeug anfangen. So konnten die alle Sachen auch schon gut markieren und es gab weniger Gerangel darum.

Gibst du denn das Futter aus dem Napf oder streust du es rein?

Reinstreuen hilft gerade auch am Anfang etwas Beschäftigung zu schaffen und alle können sich etwas mehr aus dem Weg gehen.
 

mareiike

Mäusemama
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Moin, vielen Dank für Eure Antworten, es ist toll, dass man hier auch über einen längeren Zeitraum begleitet wird!

In der Zwischenzeit wurde das Gehege stückweise erweitert und eingerichtet. Die Mäuse haben nun den vollen Platz mit allen Etagen zur Verfügung, allerdings noch keinen extra Auslauf. Häuser gibt es noch keine, aber viele Materialien zum Klettern, Knabbern und Rumschleppen.

Chefin Nala ist tatsächlich friedlicher geworden, sie ist nun sehr damit beschäftigt, das Gehege nach ihren Vorstellungen umzugestalten, da bleibt nicht so viel Zeit für Zickereien. Viel mehr Sorge macht mir ihre Schwester Luna, die alle anderen Mäuse heftig nervt und viel Unruhe in die Gruppe bringt. Sie scheint mit ihrem Rang nicht zufrieden zu sein oder meint, ihn dauernd verteidigen zu müssen. Sie ist manchmal so heftig, dass es zu Gequieke und hin und wieder auch zu Kugeleien kommt. Auf der anderen Seite gibt es auch Fortschritte. Klein Amy lässt sich nicht mehr alles gefallen und fängt durchaus erfolgreich an, sich zu wehren, wenn es ihr zu viel wird.

Ich habe manchmal auch den Eindruck, dass es sich nicht immer um richtige Rangeleien handelt, sondern eher um jugendlichen Übermut. Letztens wurde z.B. kreuz und quer aufgeritten und selbst Amy fing damit an. Am Ende sind sie zu dritt wie bei einer Polonaise durch das halbe Gehege gehoppelt. Das Verhalten erinnert mich oft an meine zweibeinigen Pubertiere, die wissen manchmal auch nicht, wohin mit sich und ihrer ganzen Energie. Aber denen kann man wenigstens eine klare Ansage machen, wenn es zu wild wird und sie notfalls einzeln in ihre Zimmer setzen...

Wir werden jedenfalls weiterhin für Abwechslung sorgen, das Laufrad hat z.B. noch nicht seinen Platz gefunden, und das Verhalten noch ein paar Tage beobachten. Falls die Streitereien zu viel werden, müssen wir uns wohl Gedanken um eine Trennung der Gruppe machen, wobei sich hier die Frage stellt, wer mit wem am Besten zusammen passt.

Zu guter Letzt gibt es noch einen positiven Effekt der Vergesellschaftung: da man als Körnchengeber automatisch viel näher an den Tieren dran ist, als bei einem großen Gehege mit vielen Verstecken, haben sich die Mäuse mittlerweile gut an uns gewöhnt. Die vormals ängstlichen und schüchternen Mädels kommen nun alle neugierig angelaufen, wenn man die Hand ins Gehege streckt und nehmen sich auch Leckerlis direkt von der Hand. Tja, und die, die immer schon zutraulich waren, haben nun entdeckt, dass weite Ärmel, insbesondere von Fleecepullis, ein toller Platz zum Klettern und Spielen sind :)

Viele Grüße,
Mareiike
 

Angi

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Sorry, aber diese Art Polonaise. ...das Bild werde ich vor meinem inneren Auge nie wieder los *Baguette* :D, diese Beschreibung ist genial und ich musste herzhaft lachen, Danke!!!!
Hört sich nicht leicht an, aber ich finde es super wie du sie beobachtest, mehr Ratschläge kann ich da leider nicht geben, bin da kein Experte, ich hab´mich damals hieran orientiert : https://das-maeuseasyl.de/vergesellschaftung/
Und eben viel beobachtet, allerdings war es für mich als Anfänger nicht immer leicht, alles richtig zu interpretieren, ich hatte einfach oft- nicht immer - auch viel Glück.
Bei uns haben eine zeitlang damals die Chefin und ihre beste Freundin immer wieder aufgeritten, aber bei denen war das tatsächlich friedlich und nach ein paarmal geklärt (die zwei waren unzertrennlich).
Finde ich superschön, das sie so zahm geworden sind (fast ein bisschen neidisch bin ;), freut mich wirklich sehr!!!!

LG, Angi
 
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mareiike

Mäusemama
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Für alle, die es interessiert, wie die Geschichte ausgegangen ist: unsere Bemühungen waren umsonst, wir mussten die Gruppe vor ein paar Wochen leider trennen.

Letztendlich haben es die Mäuse selbst entschieden. Ex-Chefin Chiara ist immer öfters dem gemeinsamen Nest ferngeblieben und hat sich lieber auf einer kleinen Etage ganz oben im Eck in einer Röhre zur Ruhe gelegt. Irgenwann hat sich dann Elfie, eine der vier zickigen Schwestern, dazu gesellt. Elfie fing dann an, diese Etage und die Etage darunter, auf der die Futterschüsseln stehen, gegen ihre Schwestern zu verteidigen, sodass diese nur in Ruhe fressen konnten, während Elfie schlief. Amy und Johann durften sich dagegen frei auf allen Etagen bewegen.

Deshalb sind die beiden Aussiedler zusammen mit Johann und Amy in ein neues Gehege gezogen, wir sind dabei vorsichtshalber wie bei einer Vergesellschaftung vorgegangen. Die restlichen drei Schwestern um Chefin Nala sind im alten Gehege geblieben. (Weshalb wollten wir eigentlich keine Hamster? Weil wir dann mindestens zwei große Gehege im Wohnzimmer gehabt hätten. Und was haben wir jetzt?!? *roll* ).

Die Vierergruppe hat sich ganz gut entwickelt. Es gibt immer mal wieder Streit zwischen Neu-Chefin Elfie und Chiara, aber sie lassen wenigstens die anderen beiden in Ruhe und die Aufreiterei hat hier ein Ende. Johann und Amy lassen sich aber auch nicht mehr alles gefallen. (Vorhin saß Johann im Laufrad, er nutzt das regelmäßig. Dann kam Elfie und fing an, penetrant an ihm herumzuschnüffeln. Das mochte er aber nicht, also ist er einfach losgerannt. Elfie kann mit dem Laufrad nicht umgehen und ist im hohen Bogen herausgepurzelt. Und schon hatte Johann wieder seine Ruhe :) )

Mehr Sorgen machen uns allerdings die drei Schwestern. Sie sitzen zwar oft gemeinsam beim Futtern und putzen sich auch gegenseitig, aber trotzdem scheint es keine richtige "Gruppe" zu sein. Es gibt viel Streit, dabei sind alle drei gleich beteiligt. Nala muss immer noch regelmäßig beweisen, dass sie die Chefin ist, aber auch die beiden anderen streiten oft. Nala geht dann manchmal dazwischen und jagt die Beiden jede in eine andere Ecke. Viel bedenklicher finde ich aber, dass sie kein richtiges gemeinsames Nest mehr haben. Sie schlafen häufig getrennt, manchmal sogar jede für sich alleine.

Langfristig würden wir die drei gerne mit mindestens zwei Kastraten vergesellschaften. Hier hoffen wir, dass irgendwann welche zu Vermittlung stehen, denn als Anfänger trauen wir uns das selbst noch nicht zu. Gerade bei älteren Böcken soll das ja ziemlich schwierig sein. Bei sehr jungen Kerlchen ist es wohl einfacher, aber ich denke nicht, dass solche Jungspunde die richtige Gesellschaft für unsere Zicken wären.
 

stefanie

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Ach ja, die Maidies....
Wenn sie sich nicht einien können, können sie sich nicht einigen. Ich sehe sowas inzwischen (nach gut 20 J mit auch vergeblichen Hoffnungen) früh, wenn es danach aussieht ...
Wenn die Mäus dann selbst entscheiden, wer mit wem, erspart das viel ;)

Die 3 Schwestern sind in der nun anderen Situation noch am AUshandeln. Einzeln schlafen ist aber schon verschärft...

als Anfänger trauen wir uns das selbst noch nicht zu.
Du meinst sicher das Kastrieren an sich?
(Man muss auch erstmal gute Docs dafür finden - Versuch und Irrtum mach ich da ungernst)
Das dürfte kein Problem sein, die Pflegestellen und Vereine kastrieren sofort und vermitteln Kastraten.
Im Ruhrpott der Nagerschutz eV,
im Buxtehude und Münchner Raum Mäusehilfe eV.
Guck doch mal, ob hier bei Vermittlungen was steht,
wenn nicht, scheib' mal ein Gesuch in die entspr. Rubrik.
(Notfalls weise ich die Vereinmenschen dann gezielt drauf hin)

Gefühlt: 3 Kastraten, für jede einen ;)
 

mareiike

Mäusemama
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Genau, ich meinte die Kastration selbst und das Ganze drumherum. Es ist schließlich ein Unterschied, ob ich eine Maus nach einer OP betreue oder nur in Leckerlis versteckte Medikamente verabreiche. Dazu kommt noch die Unsicherheit, was das Verhalten der Böcke angeht, was ist, wenn sie plötzlich anfangen, sich zu blutig zu beißen, etc.

Deshalb überlasse ich das lieber gegen eine entsprechende Spende den erfahrenen Pflegestellen. Mit Jubbel aus Buxtehude bin ich weiterhin in Kontakt, sie hat uns bereits den Johann vermittelt. Der sollte ja eigentlich Ruhe in die Gruppe bringen, aber der ist sooo lieb und gutmütig, da hat er gegen die Zicken keine Chance, obwohl er mit Abstand der Größte und Schwerste von allen ist.
 

stefanie

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Na wunderbar, wenn Du mit Jubbel quasi eine Standleitung hast ;)

Der Rest ist noch weniger wunderbar....

Und wenn die Kastraten erst mal ausgestunken sind (= keinen Schuss mehr in der Röhre haben),
ist deren Alter ziemlich egal.
 
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