Hi,
ich glaube nicht mehr wirklich an die These, dass
chronische Atemwegsinfekte bei Farbmäusen von einem geschwächten Immunsystem herrühren. Denn dann müssten sie auch auf andere Infekte empfindlich reagieren. Und beispielsweise Wunden entzünden sich zumindest meiner Erfahrung nach sehr selten. Ich habe auch noch nicht den Fall gehabt, dass viele Mäuse einer Gruppe parallel oder abwechselnd krank sind, obwohl sie meistens zusammen schlafen. Es betrifft immer nur eine oder ein paar wenige Mäuse, die dann aber regelmäßig immer wieder. Sooo schlecht scheint die Immunabwehr also gar nicht zu sein. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Unter starkem Stress wie beispielsweise einer VG kann das anders sein, Stress ist nicht gut für das Immunsystem, und während einer VG kommen auch noch verschiedene Erregerstämme aus den verschiedenen Mäusegruppen zusammen. Hier können dann tatsächlich mehrere Mäuse
akut erkranken, das ist aber etwas anderes als chronische Infekte.
Dieses Risiko kann man ein bisschen verringern, indem man die neuen Gruppen ein paar Wochen lang getrennt hält und regelmäßig ein bisschen schmutzige Streu und schmutziges Nistmaterial hin und her tauscht, damit die Gruppen einander schon ein wenig kennen lernen. Erst wenn keine Maus mehr auf die fremde Streu mit Hektik reagiert, starte ich die richtige VG.
Bekommt eine Maus in einer alteingesessenen und friedlichen Gruppe regelmäßig einen Infekt, der unter Antibiotika besser wird, hat sie vermutlich ein anderes Problem mit ihren Atemwegen (tumoröse Veränderungen, Asthma, irgendetwas) , auf das sich dann noch on top eine bakterielle Infektion drauf setzt. Hier kann man meiner Meinung nach nichts weiter machen als weiterhin auf die Symptome hin zu behandeln. Wäre die Maus größer, könnte man Röntgen, Ultraschall, Blutuntersuchungen etc. durchführen lassen. Das ist dann der
chronische Infekt.
Aber Obacht: eine Antibiotikabehandlung muss richtig durchgeführt werden. Wenn der Wirkstoff in zu geringer Dosis und/oder über eine zu kurze zeit hinweg gegeben wird, dann züchtet man sich resistente Bakterien heran, die man dann irgendwann mit dem AB nicht wieder weg bekommt. Aus akut kann so ungewollt chronisch werden. Auch kann eine zu späte Behandlung dazu führen, dass bleibende Schäden (kaputtes Innenohr, vernarbte Lunge etc.) entstehen und so aus einem eigentlich "nur" akuten Problem durch die Gewebeschädigung ein chronisches machen.
Meine TierärztInnen haben ab und zu auf Streuallergie getippt, aber Tests mit wochenlanger Haltung auf Papierstreu hatte nie eine Besserung zur Folge. Scheint also eher selten zu sein, der Heuschnupfen bei Mäusen.
In der Rattenhaltung wird empfohlen, auf staubfreie Haltung umzusteigen. Das bedeutet aber, dass die Tiere ihr Leben auf Zeitungspapier und Stoff verbringen müssen, ohne Buddelstreu, ohne Heu... Deshalb wird das in der Mäusehaltung nicht empfohlen. Buddeln und Gangsysteme anlegen gehört zu den Bedürfnissen, die Mäuse auch ausleben sollten. Eine staubfreie Haltung würde das verhindern.
Man soll außerdem Zugluft vermeiden, aber das tut man automatisch, wenn der Käfig nicht in einem Durchgang oder vor einem geöffneten Fenster steht. Außerdem haben die Mäuse ja die Möglichkeit, ihre Schlafhäuser komplett abzudichten, so dass sie nicht im Zug schlafen müssen.
Ein ruhiger Standort ist wichtig, also nicht in einem Zimmer, in dem oft getobt oder laut fern gesehen wird. Das Zimmer muss rauchfrei sein, das ist ganz wichtig. Die Tiere nicht gegen ihren Willen aus dem Käfig nehmen und vor fremdem Zugriff schützen.
Sorry, das ist viel mehr Meinung als Wissen, meine paar Mäuse ergeben natürlich keine brauchbare Statistik und ich habe auch nie eine Maus sezieren lassen, weil ich aus den möglichen Ergebnissen keine Haltungs- oder Behandlungsverbesserung für die anderen hätte ableiten können.