Was macht man eigentlich in der Vermittlung? Es gibt viele Leute, die die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und alles völlig chaotisch finden, manche sind auch sauer, wenn man sie aus Versehen vergißt oder es ihnen nicht schnell genug geht.
Doch wissen die meisten meines Erachtens nicht, was es für ein Aufwand ist, Tiere von A nach B zu kriegen.
Da sind zuerst mal meine eigenen und die unvermittelbaren Tiere. Die brauchen mich schließlich auch. Und gerade, wenn ich beim Durchschauen ein krankes Tier finde, fällt erstmal alles flach, weil ich sofort zum TA pesen muß. Dazu sei anzumerken, mein Doc sieht mich 2- bis 3mal die Woche. ich glaub, der macht sich schon Sorgen, wenn ich mal ´ne Woche nicht da bin.
Das kostet Zeit und Geld und manchmal auch einige Nerven.
Dann sind da die Vermittlungstiere, die bei mir sitzen. Erstmal schauen, wie sie sind, ob sie krank sind und wenn sie krank sind, müssen sie behandelt werden. In der Zeit können sie natürlich nicht raus - genauso wie frisch Kastrierte.
Auch Vergesellschaftungen dauern ihre Zeit, damit ich stabile Gruppen abgeben kann. Manche scheinen immer noch zu denken, das geht in 3 Tagen.
Als nächstes will die Sippe von 50 bis 120 Tieren ja auch was fressen. Wenn alles alle ist, lasse ich in der Zoohandlung ca. 100 Euro. Dabei reichen nur die beiden 20 und 25kg-Säcke (á 20 Euro) 3 - 4 Monate. Alles andere muß ich spätestens nach 4 - 6 Wochen wieder holen.
Gemüse und Obst hab ich noch nie ausgerechnet, weil die Kurzen kriegen, was ich auch esse.
Dann brauchen die Nager auch noch Einstreu: 350l Späne 10 Euro, Heuballen 15 Euro, 3 Sack Erde 24 Euro. Dankenswerter Weise reichen die aber 4 - 6 Monate. Nur die Streu schrumpft schneller, wenn viele Vermittlungstiere da sind.
Wenn ich Inventar nicht ab und zu von wahnsinnig lieben Menschen gespendet bekäme, sähe mein Portemonaie wahrscheinlich noch wesentlich leerer aus. An dieser Stelle ein Dank an alle, die meine Kurzen so lieb bedacht haben!
Ach ja, krank werden die Scheißer ja auch oder müssen kastriert werden. Eine Kastration kostet mich 30 Euro. Manchmal schlagen aber "Kleinigkeiten" wie Würmer, Wunden, Abszesse, Diabetes o.ä. noch heftiger zu Buche als 4 Kastrationen. Was es an Nerven, Zeit, Schweiß und Wasser (Desinfektion ganzer Anlagen fetzt echt nicht!!!) kostet, ganz zu schweigen.
Auch Päppelkinder landen immer wieder an, die regelmäßig per Hand gefüttert werden müssen.
Bis hierhin ist noch nix für die Vermittlung im eigentlichen Sinne passiert. Sind die Tiere (wieder) fit und abgabebereit, geht´s los.
Jetzt kommt Frau X und Herr Y und wollen gern Mäuse. Anfrage, wie es mit Erfahrung und Unterkunft aussieht. Nachfrage positiv ausgefallen. In der Zwischenzeit kommen noch Z, P, M, D, F, L, N, K und T wollen auch Mäuse haben oder welche abgeben. Jetzt wird hin und her gewürfelt. X wollte 4 Damen, aber bitte keine Albinos, Herr Y würde 6 Mädels oder auch Kastraten nehmen, rote Augen sollen sie aber nicht haben. X wohnt in Stuttgart, Y in Gießen. Abgabetiere gibt es in FFM, Leipzig, Berlin, etc. Leider fallen die Mäuse in der Nähe aus, weil Böcke, Uraltmäuse, Binos oder Rotaugen. Also weiter weg suchen. Dabei aber auch Z, P, M, D, F, L, N, K und T nicht vergessen, die auch noch was wollen. Aber verfolgen wir mal die Mäuse für X und Y weiter.
Jetzt wird in die Liste und die Deutschlandkarte geschaut, Leute angemailt oder abtelephoniert.
X entscheidet sich für Mäuse, die inzwischen bei mir sind, Y für Tiere, die bei mir kastriert werden sollen. Als die Tiere ankommen, Ohnmachtsanfall: Uralte Böcke, ein Mickerling und eine röchelnde Dame, die schon auskühlt. Nix kastrieren. Die bleibern da, aber wo steck sie rein?
Weitersuchen. Ergebnis: Die Mäuse für X habe ich in meinem Bestand (inzwischen reingekommen und fit), die Mäuse für Y sitzen in Zwickau. Jetzt telephoniere ich im Schnitt 10 Telephonate auf Handy, bis sich jemand findet, der Tiere mitnehmen würde. Leipzig - Stuttgart ist geklärt, die Mäuse auf dem Weg. Zwickau ist geplatzt, weil der Mausbesitzer dort nicht kann. Wieder telephonieren, Y um Geduld bitten, zwischenzeitlich T beruhigen, weil man ihn zwar nicht vergessen hat, aber noch nicht dazugekommen ist und sich bei M entschuldigen, weil man sie tatsächlich vergessen hat.
Weitere 10 Telephonate, die Mäuse für Gießen sind endlich auf dem Weg. *schwitz*
In der Zwischenzeit sind noch 2 größere Notfälle bekannt geworden und noch einige weiter Leute haben sich angefunden, die was haben oder abgeben wollen.
So, wundert sich jetzt immer noch wer, wenn das alles oft leicht chaotisch wirkt?
Ach ja, ich vergaß: Hauptberuflich bin ich Student und Fitness Instructor! *Vogelzeig*
Angelus
