Hallo Sam,
entschuldige, daß ich erst jetzt antworte, ich war die Woche über nicht im Forum...
Inges Antworten kann ich ernst mal nur zustimmen. =)
Viele TA untersuchen gar nicht, um welche Art es sich überhaupt handelt, sondern belassen es bei der Diagnose "Ektoparasiten", worunter auch Läuse, Haarlinge, Flöhe fallen (das sind Insekten, während Milben zu den Spinnentieren gehören). Da meistens sowieso mit Stronghold behandelt wird, ist das eigentlich auch egal, aber bei Milben ist es sehr wichtig, auch die Umgebung mitzubehandeln, deswegen sollte man darauf bestehen, daß der Parasit bestimmt wird (auch damit man weiß, ob es eine Art ist, die auch den Menschen befällt). Wissen schadet nie.
Vielleicht mal ein kleiner Milben-Exkurs?
Es gibt an die 25.000 Arten weltweit, die alle Lebensräume besiedeln, selbst das Meer. Nicht alle Milbenarten sind auch Parasiten (wir alle haben genau genommen Unmengen an Milben zu Hause... nämlich Staubmilben... nur Inge nicht mehr, die hat alles, was kreucht und fleucht, durch die letzte Vergasungsaktion tot gemacht.........
).
Die Rede ist hier also von auf Säugetieren parasitierenden Milben. Mäuse werden v.a. von Räude- (Notoedres spec.), Grab- und Pelzmilben (Mycoptes musculinus) befallen sowieso von den Rattenmilben - Liponyssus bacoti (Rattenmilbe) und Ornithonyssus bacoti (Tropische Rattenmilbe). Nicht zu vergessen die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus), diese geht sowohl auf Vögel wie auch auf Säugetiere.
> Welche Bedingungen brauchen Milben?
Milben sind vor allem deswegen so erfolgreich, weil sie sehr klein sind und eine kurze Generationszeit haben. Parasiten brauchen vor allem eines - ihren Wirt. Zwingend ausgedrückt: die Abwesenheit von Parasiten erreicht man am effektivsten, wenn man ihnen den Wirt entzieht... da sich hier die Schlange selber in den Schwanz heißt, hilft das nicht weiter. Die Umweltbedingungen sind in der Wohnung ideal, dauerhaft über 20 Grad, gute Nahrungsversorgung. Da Parasiten nah bei ihrem Wirt leben, können sie z.B. so auch den Winter überstehen, weil im Ratten- oder Mäusenest niemals Minusgrade herrschen. Was Milben brauchen? Nahrung, Wasser (übers Blut), gemäßigte Temperaturen, mehr nicht.
> Wie kann man es ihnen möglichst ungemütlich machen ?
Wenn du es deinen Haustieren möglichst gemütlich machen willst - gar nicht. Die meisten Milben sind lichtscheu - aber deswegen nimmt man den Mäusen niemals dauerhaft die Verstecke weg, nicht wahr?
"Ungemütlich" ist nur eine Behandlung gegen Milben. Die Mäuse werden mit Stronghold behandelt, die Volieren/Käfige gesäubert, alles Inventar ebenfalls behandelt. Sachen aus Ton können in die Mikrowelle oder den Backofen, alles andere in die Tiefkühltruhe für mind. 48 Stunden. Es gibt auch Umgebungssprays, z.B. Bactazol, mit denen man zusätzlich alles einsprühen kann.
Bei starkem Milbenbefall und vielen Tieren kann es auch sinnvoll sein, die Wohnung bzw. das Zimmer auszusprühen (Paral, Indorex).
> Wie sieht es mit gekauftem Heu aus? Ist das irgendwie gereinigt oder gilt obiges auch für Kauf-Heu?
Nein, Heu ist nicht gereinigt... In Heu und Stroh können theoretisch Parasiten sein, müssen aber natürlich nicht. Das hängt davon ab, ob auf der Wiese, von der das Heu geerntet wurde, wilde Mäuse etc. leben, die parasitenbefallen sind. Relativ oft hört man von durch Heu eingeschleppten Haarlingen.
> Was genau heißt einfrieren (welche Dauer, wie kalt?)
Mind. 48 Stunden, Tiefkühltruhe bei -18 Grad.
> Was muß man noch wissen oder beachten?
Die Umgebung muß immer mitbehandelt werden, es reicht also nicht, einfach die Tiere mit Stronghold zu behandeln und weiter nichts zu tun. Denn viele Milbenarten halten sich nur zum Saugen direkt am Tier auf und verstecken sich ansonsten in Ritzen, Spalten und so weiter.
Wie schon oben zitiert, meistens schleppt man sich Milben durch andere Tiere ein, die bereits Milben haben. Das ist auch nicht immer sofort zu erkennen. Ich würde mal zu behaupten wagen, daß nahezu alle in Zooläden verkaufte Tiere einen leichten Befall haben. Nach Aussage einer TÄ "ist ein leichter Befall normal"... wenn man nicht seine Tiere einmal durchbehandelt und bei jedem neu dazukommenden Tier dieses ebenfalls behandelt, bevor es zu den anderen kommt. Alle Orte, an denen viele Tiere sind, sind wahre Paradiese für Parasiten - Zooläden, Züchter (die füttern teilweise sogar andauernd Antiparasitika), Tierheime, Tiersitter.
Als Konsequenz kann man jedes neue Tier mit Stronghold behandeln. Heu und Stroh immer einfrieren, bevor man es verwendet.
Diese Maßnahmen dienen nur dazu, Parasiten abzuwehren - man wird niemals einen Ast oder einen Ballen Stroh klinisch rein bekommen, und das ist auch überhaupt nicht wünschenswert. Die Tiere müssen in Kontakt mit "Dreck" kommen - zu sterile Lebensbedingungen erhöhen die Gefahr von Allergien, und das Immunsystem ist stärker, wenn man mit Dreck Kontakt hat (ist ja bei Menschenkindern genauso).
> Welche Herangehensweise ist richtig, wenn doch mal Milben da sind ?
Konsequent alle Tiere durchbehandeln, nach 7-10 Tagen nachpunkten, um auch die neu schlüpfende Generation zu erwischen, eventuell sogar nochmal nachpunkten. Die Umgebung wie oben geschildert mitbehandeln - sämliche Einrichtungsgegenstände einfrieren oder erhitzen.
> Sollte man immer ein Anti-Milbenmittel bzw Desinfektionsmittel im Hause haben ?
Milbenmittel vielleicht eher nicht bzw. nur dann, wenn man häufig neue Tiere bekommt (Pflegestation etc.). Der Trick ist, die Milben zu beseitigen, bevor sie die Tiere befallen, deswegen auch das Einfrieren von Heu/Stroh. Stronghold hat jeder TA vorrätig.
Bei den Milbenmittel aus dem Zoogeschäft wäre ich auch vorsichtig, da gibt man schnell viel Geld aus für Sachen, die nicht helfen.
Bei Desinfektionsmitteln bin ich zweispältiger Ansicht, denn "viel hilft nicht viel" und manche Menschen neigen dazu, es zu übertreiben. Klares heißes Wasser reicht völlig aus, wenn man täglich Näpfe ausspült. Man muß sich bewußt machen, daß man mit Gift hantiert und eine Überdosierung auch für das Haustier gesundheitsschädlich sein kann.
> Wenn ich mal zB wegen Milbenverdacht oder wegen was anderem einen TA aufsuchen muß - nehme ich dann am besten die gesamte Gruppe mit ?
Nö, du nimmst überhaupt keine Maus mit... die eleganteste und beste, da stressarme Handlungsweise ist folgende:
Du nimmst einen Streifen Tesafilm und klebst ihn auf das befallene Tier, um einige der Parasiten abzunehmen. Anschließend klebst du den Tesafilm auf einen Objektträger. Diesen nimmst du mit zum TA - weiter nichts. Dort wird der Parasit unter dem Mikroskop bestimmt.
Es muß immer die ganze Gruppe behandelt werden und nicht nur das Tier, das sich am meisten kratzt!
Das Milbenmittel nimmst du mit nach Hause und behandelst dort die ganze Gruppe durch, so wird die Gruppe nicht getrennt und alle riechen gleich nach Stronghold.
Aber ich drück dir die Daumen, daß du niemals Milben bekommst...
LG, Wibke