Babyböckchen zu Kastrat (Bericht)

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Moin,


da diese Konstellation ja bei ungewollten Würfen und TH-Schwangerschaften ein Dauerbrenner ist, beschreibe ich mal, wie ich vorgegangen bin, siehe auch diesen Thread.

Protagonisten sind:

- Kastrat Dawidh, zum Zeitpunkt der VG seit 3 Wochen und 3 Tagen kastriert, davor Einzelbock.
- 5 Babyböckchen aus dem TH Berlin (und ein 6 g-leichtes Babymädchen, das als Wackelkandidat von TÄ und mir zu dem Zeitpunkt eher als Bock angesehen wurde; es wurde zwei Tage später rausgenommen).


Nachteil: Das exakte Alter der Böckchen war nicht genau bekannt, weil man im TH den Wurftermin verpaßt hatte. Irgendwann fiel auf, daß im Käfig Babymäuse waren... Am Ende hatte ich eine Altersangabe, die um 4 Tage schwankte! Die Böckchen müßten zur VG unter 30 Tagen alt gewesen sein.

1. Tag:

Kennenlernen in einer Fauna-Transportbox 40x25, eingerichtet mit Streu, Stroh und Zellstoff sowie Gurke und Futter. Da zu erwarten stand, daß die Böckchen wegspringen würden (so junge Mäuse springen viel), habe ich mich gegen sonstige Gewohnheit für eine TB zum Kennenlernen entschieden, ansonsten nehme ich eine Duna.

--> Kastrat beschnupperte alle intensiv, die Böckchen hatten große Angst vor ihm, sprangen weg, quietschen sehr viel, sehr unruhige Situation!
--> Viele Dominanzgesten: Kastrat wollte Babyböcke besteigen, wovor diese Angst hatten, und putzte sie im nächsten Moment intensiv, was sie tolerierten.
--> Keine Beißerei, sonst hätte ich sie getrennt.
--> Man muß genau beobachten: verfolgt der Kastrat einen Bock, um ihn zu beschnuppern oder zu besteigen, oder versucht er, ihn zu beißen?
--> Bitte immer im selben Raum bleiben, man kann nicht absehen, ob es im nächsten Moment eine Beißerei gibt. Für Babyböckchen kann ein Biß an der richtigen Stelle sogar tödlich sein! Der Kastrat wog bis zum Zehnfachen mehr und war dementsprechend körperlich weit überlegen.
--> Typische Szene: Kastrat möchte schnuppern, Babybock springt weg, Kastrat folgt, Babybock duckt sich in einer Ecke, leicht aufgerichtet zur Widerwehr, dabei wird gequietscht. Nun ist entscheidend, was der Kastrat tut: schnuppert er nur, ist alles ok. Ebenfalls ist entscheidend, was der Babybock tut: beißt er, wird der Kastrat vermutlich zurückbeißen, und es könnte sich ein Knäuel kämpfender Mäuse bilden. Deswegen unbedingt daneben sitzen bleiben.
--> Körpersprache einer Maus, die Angst hat: duckt sich, erstarrt, atmet heftig, Augen oft geschlossen, Ohren zurückgelegt.
--> Maus unterwirft sich: duckt sich, macht sich klein, fordert den anderen zum Putzen auf.
--> Maus wehrt sich: richtet sich auf, hebt die Vorderpfoten, häufig boxen sie auch leicht, ehe sie oft aufeinander losgehen.
--> Da der Kastrat zu keinem Zeitpunkt versuchte, die Böckchen zu beißen, habe ich sie nicht getrennt, auch wenn sehr viel gequietscht und gesprungen wurde.

Das Hauptproblem bei dieser VG ist, daß Babyböcke oft große Angst vor fremden erwachsenen Kastraten haben. Diese Angst müssen sie überwinden, indem sie feststellen, daß man ihnen nichts zuleide tut. Und das kann leider etwas dauern. Ganz wichtig ist natürlich, daß der Kastrat tatsächlich friedlich ist!

Nach ca. 1 Stunde kehrte Ruhe ein. Sie bekamen einen Wassernapf und einen Karton, alle legten sich darunter schlafen. Am Abend gab es reichlich (!) Klopapier, Stroh, Hirsekolben, damit sie sich in der TB nicht so langweilen.
Zum Glück versuchte der Kastrat nicht erneut, die Jungs zu besteigen.

Es gab schon sehr entspannte Szenen: schlafende Böckchen, die nach dem Aufwachen gähnen und sich räkeln.

Die Nacht über stand die TB direkt neben meinem Bett. Bei einigen Quietschern schaute ich nach, was los war. Teilweise stritten die Böckchen schon miteinander, leider. :( Ansonsten gab es vereinzeltes Du-stehst-auf-meinem-Auge-Quietschen und futterneidisches Quietschen.

Interessante Nebenbeobachtung:
Wenn ich den Raum wechselte, nahm ich die TB mit den Jungs immer mit. Im Tierzimmer, in dem es auch nach Mäuseweibchen riecht, war Kastrat Dawidh viel unruhiger als im Schlafzimmer.

2. Tag:

--> Umzug in den Käfig, in dem sie bis zur Kastration leben sollen (80x40).
--> Keine Minimaleinrichtung von Anfang an, denn auch Babyböckchen haben ein Recht auf eine schöne Kindheit, und Klettern, Balancieren, allg.: anregende Umwelt fördert die geistige Entwicklung. Wenn sie zu streiten beginnen, kann (muß) ich immer noch Inventar rausnehmen. Im Moment haben sie 1 Haus, 1 Stück Kork, Futternapf, Wassernapf, Leiter, Kletterleiter mit kleinen Seilen, Holzplattform, Zweige, kl. Karton aus der VG-TB.
--> Eingerichtet mit Küchenpapier, da ich die Böcke so einstinken lasse (sie fangen auch schon an :D ) und nach der Kastration nicht umsetze, sonst kommt es oft zu schlimmen Beißereien. Deswegen: Gruppen, die kastriert werden sollen, von Anfang an auf Küchenpapier ohne Streu halten! Denn frischkastrierte Böcke müssen sowieso mindestens 1 Woche ohne Streu leben.
--> Beim Umsetzen bekamen sie das Klopapier und den Zellstoff aus der TB als Nistmaterial mit sowie den Karton. Beides roch schon nach ihnen.
--> Für wenige Minuten gab es Quietscher, dann war alles friedlich.

So friedlich wie gedacht schien es aber doch nicht abgelaufen zu sein, denn erst jetzt entdeckte ich eine kleine (!) Bißverletzung am Schwanz des Kastraten. Einer der Babyböckchen hatte ihn gebissen. Von den Böckchen hatte keiner eine Bißverletzung.

3. Tag:

Die Nacht war ruhig, nur hin und wieder futterneidisches Quietschen. Keine Rangeleien, kein Gepoppe. Die Babyböcke ohne Angst vor dem Großen.

4. Tag:

Unverändert ruhig. Alle Babyböcke sichtbar deutlich entspannt.

Heute ist Tag 5, und wenn alles eine Woche so friedlich bleibt, hake ich die VG als "erfolgreich" ab. =) Eine Woche deswegen, weil ich wiederholt erlebt habe, daß auch nach mehreren Tagen noch etwas passieren kann. Es muß natürlich nicht, es sieht auch alles gut aus, aber ich bleibe bis zuletzt vorsichtig, denn bei einem VG-Versuch Babyböckchen zu Bock ist mir vor Jahren ein Babyböckchen nach 1 Woche Frieden aus heiterem Himmel totgebissen (!) bzw. so schwer verletzt worden, daß er nicht zu retten war --- bin also gebranntes Kind und verzichte auf Vergesellschaftungen unter männlichen Mäusen, sofern vermeidbar. In diesem Fall soll der Kastrat nicht mehr allein sein, in eine andere Gruppe kann er zur Zeit leider nicht, und Babyböcke zu Kastrat ist immer noch was anderes als Babybock zu Bock (idealerweise sind Babyböcke dazu um die 26 Tage alt).

Der Jungskäfig steht nicht im Tierzimmer, um nicht so sehr dem Geruch der Weibchen ausgeliefert zu sein.

Alle schlafen im selben Haus und oft gestapelt (wie man durchs Fenster erkennt). Außer Futterneid gibt es zur Zeit keinen Streit.

Mit Sicherheit ist der Frieden vor allem dem Kastraten zu verdanken, einem ruhigen, oft etwas gemütlichen Kerl, der mit Mäusekindern, die auf ihm rumtrampeln, während er schlafen möchte, eine Engelsgeduld hat. ;)

Bilder gibt es auch. :D

Dawidh, ein stattlicher 60g-Kastrat
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Babyjungs-Gewusel
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pairofwings

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oh neeeeee, sind die süüüüüß !!!! :D sorry, das mußte jetzt einfach sein, auch wenns offtopic ist ! *schmelz*
 
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Tag 5, 6 und 7:

Friedlich. =)
Zwar schnuppern sie sich häufiger am Hintern, als es in völlig entspannten Gruppen der Fall ist, bisher führt das aber nicht zu Jagden oder Anzickereien.

Wenn alles so schön bleibt, wird das eine ganz tolle Gruppe, ich freu mich schon darauf, wenn sie in die große Voli umziehen können (zweifach 166x50). =) Wird aber noch einige Wochen dauern.

Dawidh ist mein Held des Jahres. :D
 

Shi-ne

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Hallo,

sind die kleinen wutzis süss :D
Hab das ja auch vor einigen Tagen gemacht. Babyböcke zum Papa(5 Wochen kastriert) gesetzt bzw. alle in eine Transportbox, mit Klopapier, gleichzeitig .. hat super geklappt. Haben sich kurz die Schnuten beschnuppert und dann war auch gut. Haben sofort gekuschelt.
Hatte ich n schwein :D nach ein Paar stunden kamen sie in einen 60x40x40 käfig mit Grasnest, Kork und Wurzel .. heute musste ich Kork und Wurzel rausnehmen weil mein Freund morgens gefiepe hörte und ich dann doch angst bekam ... in 2 Wochen sollten sie kastriert werden. Hoffe bis dahin geht auch hier alles gut.

Viel Glück noch mit der "neuen" Familie :D
 

Blubby

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Also wenn ich da jetzt mal nachrechne: Mit 4 Wochen weg von der Ma zum Kastraten und 2 Wochen später zur Kastra: Das macht für mich ein Kastra-Alter von 6 Wochen! Ist das nicht noch ein bisschen jung? Oder sind das solche Brummer, dass die mit 6 Wochen bereits die 30g-Marke überwunden haben werden?
 
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