- Messages
- 2.476
- Reaction score
- 0
Einer achtbeinigen Gefährtin zum Abschied. Einer treuen Untermieterin, die wie keine ihrer Art zuvor in unserem Haus geduldet und geschätzt war. Der Hüterin unseres Vorratskellers, Verteidigerin des Marmeladenregals, Wächterin des Tiefkühlschrankes und Herrscherin über die Betondecke - adieu!
Blödes Mistvieh bezog, noch namenloses Übel von Hausspinne, vor über 3 Jahren unseren Keller. Der aufziehende Winter trieb sie ins Haus. Ihr erstes Domizil war das Lüftungsgitter des Tiefkühlschrankes, und ihr Netz erstreckte sich über den halben Vorratskellerboden. Wann immer wir den Raum betraten, wuselte ein kleines schwarzes Ungeheuer von überall her zurück zwischen die Ritzen des Gitters und "beäugte" von dort aus misstrauisch unser Tun in "ihrem" Habitat. Wir gaben unser möglichstes, ihre ausufernde Netzkonstruktion nicht allzu sehr zu betreten, und sie reinigte derweil unseren Vorratskeller aufs Gründlichste von allem, was bislang am Boden kreuchte und fleuchte.
Im folgenden Sommer war sie verschwunden. Dachten wir jedenfalls, bis sich herausstellte, dass das alternde Sperrmüllregal nun nicht mehr nur die Marmeladenvorräte beherbergte. Eine deutlich gewachsene achtbeinige Dame residierte nun dort, und betrachtete insbesondere die Rabatte der Kirschmarmeladen als ihr Eigen. Ich liebe Kirschmarmelade - in jenem Jahr kam ich jedoch nur sehr selten in den Genuss. Und die Grande Dame erhielt ihren Namen: Blödes Mistvieh. So lästig sie war, brachte es doch keiner mehr übers Herz, sie zu verbannen - wer erstmal den Waschbetonboden gesäubert hat und dann auch noch einen Faible für Vaters selbstgekochte Marmeladen offenbart, hat sich ein gewisses Bleiberecht gesichert. Mehr noch - wer es versteht, in unserem spitzmausfrequentierten Keller über Monate hinweg aufs Beste zu gedeihen, ohne zwischendurch gefressen zu werden, hat eine gewisse Achtung verdient.
Dieser Tatsache schien sich Blödes Mistvieh inzwischen wohl bewusst zu sein. Als kleines Zugeständnis an ihre menschlichen Mitbewohner räumte sie den Platz zwischen den Marmeladengläsern und zog ans halboffene Fenster um. Dies war wohl eine Traumumgebung für jede Hausspinne: ein großes Außennetz zwischen den Efeuranken am Haus, ein warmes, wind- und wettergeschütztes Plätzchen am Abwasserrohr für den heimeligen Wohntrichter, dazwischen ein praktisches Fenstergitter zum Schutz vor gefräßigen Vögeln. Eine ganze Batterie an Häutungen zeugte von einem Leben am Rande des Überflusses.
Was könnte man sich mehr wünschen? Natürlich - Nachwuchs! Und der folgte auch prompt. Der siegreiche Zeuger floh nach verrichtetem Werk zwei Stockwerke höher, wo er sich stolz den menschlichen Anwohnern präsentierte - und unzeremoniell ins Freie befördert wurde. Das Eipacket der Dame im Vorratskeller war eher zu erahnen als zu sehen. Eine Woche nach dem Schlupf konnte allerdings kein Zweifel mehr bestehen - der Raum war fest in Arachnidenhänden. Nachdem allerdings eine Kompanie enthusiastischer Miniatur-Mistviecher vom Vorratsraum aus in den restlichen Keller zu expandieren begann, wurde es den anwesenden Zweibeinern doch etwas zu bunt. Es folgte eine kleine Umsiedlungsaktion vom Standort "Keller" zu den etwas nahrhafteren Standorten "Efeugestrüpp am Haus", "Efeu am Nussbaum" und "Efeu am war-mal-ein-Brunnen".
Fortan residierte Blödes Mistvieh wieder als alleinige Herrscherin über den Vorratsraum, und erweiterte ihr fädiges Reich allmählich über die gesamte Decke. Da war sie wieder, die gute alte Gänsehaut. Diesmal allerdings von oben: wann immer man den Raum betrat, wuselte ein nun deutlich größerer schwarzer Schatten an der Decke entlang. Allerdings nicht mehr ganz so schnell wie früher: Blödes Mistvieh hatte sich inzwischen wohl mit ihren zweibeinigen Mitbewohnern abgefunden und machte sich nun nicht mehr die Mühe, gänzlich im Versteck zu verwinden. Ein paar Schritte, vielleicht einen Meter, in die richtige Richtung zu laufen, genügte voll und ganz. Sie war zu einer "Haus-Spinne" im wahrsten Sinne des Wortes geworden.
Kein Glück währt ewig. Heute morgen fand ich, was zunächst wie eine weitere Häutung wirkte, sich bei näherem Hinsehen aber als die Besitzerin der Haut selbst erwies. Da lag Blödes Mistvieh, tot und zusammengekrumpelt - auf einem Glas Kirschmarmelade.
Requiescat in pacem. Memoria sempiterna vivet.
Blödes Mistvieh bezog, noch namenloses Übel von Hausspinne, vor über 3 Jahren unseren Keller. Der aufziehende Winter trieb sie ins Haus. Ihr erstes Domizil war das Lüftungsgitter des Tiefkühlschrankes, und ihr Netz erstreckte sich über den halben Vorratskellerboden. Wann immer wir den Raum betraten, wuselte ein kleines schwarzes Ungeheuer von überall her zurück zwischen die Ritzen des Gitters und "beäugte" von dort aus misstrauisch unser Tun in "ihrem" Habitat. Wir gaben unser möglichstes, ihre ausufernde Netzkonstruktion nicht allzu sehr zu betreten, und sie reinigte derweil unseren Vorratskeller aufs Gründlichste von allem, was bislang am Boden kreuchte und fleuchte.
Im folgenden Sommer war sie verschwunden. Dachten wir jedenfalls, bis sich herausstellte, dass das alternde Sperrmüllregal nun nicht mehr nur die Marmeladenvorräte beherbergte. Eine deutlich gewachsene achtbeinige Dame residierte nun dort, und betrachtete insbesondere die Rabatte der Kirschmarmeladen als ihr Eigen. Ich liebe Kirschmarmelade - in jenem Jahr kam ich jedoch nur sehr selten in den Genuss. Und die Grande Dame erhielt ihren Namen: Blödes Mistvieh. So lästig sie war, brachte es doch keiner mehr übers Herz, sie zu verbannen - wer erstmal den Waschbetonboden gesäubert hat und dann auch noch einen Faible für Vaters selbstgekochte Marmeladen offenbart, hat sich ein gewisses Bleiberecht gesichert. Mehr noch - wer es versteht, in unserem spitzmausfrequentierten Keller über Monate hinweg aufs Beste zu gedeihen, ohne zwischendurch gefressen zu werden, hat eine gewisse Achtung verdient.
Dieser Tatsache schien sich Blödes Mistvieh inzwischen wohl bewusst zu sein. Als kleines Zugeständnis an ihre menschlichen Mitbewohner räumte sie den Platz zwischen den Marmeladengläsern und zog ans halboffene Fenster um. Dies war wohl eine Traumumgebung für jede Hausspinne: ein großes Außennetz zwischen den Efeuranken am Haus, ein warmes, wind- und wettergeschütztes Plätzchen am Abwasserrohr für den heimeligen Wohntrichter, dazwischen ein praktisches Fenstergitter zum Schutz vor gefräßigen Vögeln. Eine ganze Batterie an Häutungen zeugte von einem Leben am Rande des Überflusses.
Was könnte man sich mehr wünschen? Natürlich - Nachwuchs! Und der folgte auch prompt. Der siegreiche Zeuger floh nach verrichtetem Werk zwei Stockwerke höher, wo er sich stolz den menschlichen Anwohnern präsentierte - und unzeremoniell ins Freie befördert wurde. Das Eipacket der Dame im Vorratskeller war eher zu erahnen als zu sehen. Eine Woche nach dem Schlupf konnte allerdings kein Zweifel mehr bestehen - der Raum war fest in Arachnidenhänden. Nachdem allerdings eine Kompanie enthusiastischer Miniatur-Mistviecher vom Vorratsraum aus in den restlichen Keller zu expandieren begann, wurde es den anwesenden Zweibeinern doch etwas zu bunt. Es folgte eine kleine Umsiedlungsaktion vom Standort "Keller" zu den etwas nahrhafteren Standorten "Efeugestrüpp am Haus", "Efeu am Nussbaum" und "Efeu am war-mal-ein-Brunnen".
Fortan residierte Blödes Mistvieh wieder als alleinige Herrscherin über den Vorratsraum, und erweiterte ihr fädiges Reich allmählich über die gesamte Decke. Da war sie wieder, die gute alte Gänsehaut. Diesmal allerdings von oben: wann immer man den Raum betrat, wuselte ein nun deutlich größerer schwarzer Schatten an der Decke entlang. Allerdings nicht mehr ganz so schnell wie früher: Blödes Mistvieh hatte sich inzwischen wohl mit ihren zweibeinigen Mitbewohnern abgefunden und machte sich nun nicht mehr die Mühe, gänzlich im Versteck zu verwinden. Ein paar Schritte, vielleicht einen Meter, in die richtige Richtung zu laufen, genügte voll und ganz. Sie war zu einer "Haus-Spinne" im wahrsten Sinne des Wortes geworden.
Kein Glück währt ewig. Heute morgen fand ich, was zunächst wie eine weitere Häutung wirkte, sich bei näherem Hinsehen aber als die Besitzerin der Haut selbst erwies. Da lag Blödes Mistvieh, tot und zusammengekrumpelt - auf einem Glas Kirschmarmelade.
Requiescat in pacem. Memoria sempiterna vivet.