Dilemmasituation Futtermauszucht/ Bedingungen verbessern?

Edda

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Huhu Mausebande =)
Bin zwar in letzter Zeit eher weniger aktiv gewesen, aber habe dennoch nach wie vor meine kleine Oma-Truppe und lese hier ab und an bisschen rum ^^

Allerdings habe ich sozusagen was auf dem Herzen, vielleicht könnt ihr hier mir irgendwie helfen oder Tipps geben. Seit diesem Monat mach ich mein freiwilliges ökologisches Jahr in einer Art Natur-Umwelt-Jugend-Haus, und es ist auch super soweit, jedenfalls gibt es dort eine Terrarienausstellung und dementsprechend auch eine Futtermauszucht. Es gibt vier "Zuchten" mit je 10 Weibchen und einem Kerl, die mit den Babys in je einer etwa 80x30 "großen" Box leben und noch zwei weitere solcher Boxen für die weiblichen bzw männlichen jungen Futtermäuse.
Mir als Mäusefreund hat es natürlich erstmal das Herz zerissen als ich diese Haltungsbedingungen gesehen habe, aber ich habs erstmal runtergeschluckt, schließlich ist Zucht was anderes als meine Liebhaber-Haltung zu Hause.

Ich geb mir zwar Mühe es ihnen ein bisschen schöner zu machen, durch Papprollen oder Eierkartons von zuhause oder Frischfutter und Kolbenhirse zur Beschäftigung aber irgendwie finde ich es schon traurig zu mit anzusehen. Vor allem wie die Mäuse durch das fast tägliche Ausmisten und die Gesamtsituation unter Strom stehen *seufz*

Ich kenn mich mit artgerechter Futtermauszucht nicht gut aus, habt ihr vllt irgendwelche Tipps wie ich den Kleinen ein bisschen helfen kann oder irgendwelche Kompromisse die ich hier vielleicht vorschlagen kann, die keinen zu großen Aufwand für die Einrichtung erfordern?
Ich finde die Einrichtung und die Leute hier ansonsten super, außerdem bin ich ja neu und möchte nicht gleich für alles schlechtreden und hier Unruhe stiften, andererseits zerreißt es mir wirklich täglich das Herz beim Anblick der Mäuse. Ist halt bisschen eine Dilemma-Situation *seufz*

Liebe Grüße Maria =)
 

trulla

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Hallo Maria,

ich kenne die Situation nur zu gut, mir ging es fast genauso in meinem Ökologischen Jahr! Die meisten "unserer" Mäuse hatten wenigstens etwas mehr Platz, dafür war die Haltung gemischtgeschlechtlich, auch die Babys wurden nicht rausgeholt *seufz*

Was wir dir raten können, hängt ganz davon ab wie die dahinterstehenden Personen drauf sind, ob sie überhaupt bereit sind, von dir "Neuling" Ratschläge anzunehmen.

Schön wäre es wenn sie:

1. etwas mehr Platz bekommen könnten. Bei den Weibchen dürften es ruhig 1m oder mehr sein, bei den Männchen würde ich aus Sicherheitsgründen bei 80cm bleiben, allerdings lieber mit 50cm Tiefe. Kastrieren werden sie die Buben garantiert nicht, deshalb darf die Fläche nicht zu groß sein, damit sie sich nicht prügeln.

2. Gruppengröße verkleinern, ich würde nicht mehr als 5 Mäuse zusammenstecken. In dem Zusammenhang: Die korrekte Trennung von Weibchen und Männchen! 2 oder 3 Weibchen decken lassen und dann die Männchen von den Weibchen trennen. Ein Erwachsener kann mit seinen männlichen Nachkommen zusammen leben. Die Kerle sollten zuerst verfüttert werden, damit es nicht zu viele werden. Leider verstehen sie sich ja nicht lange gemeinsam *seufz* Wie viele Mäuse benötigen die Schlangen überhaupt? Eigentlich müsste man einen richtigen Zuchtplan aufstellen, damit das Zahlenmäßig hinhaut. Allerdings würde das hier wirklich zu weit führen. Wir können dir hier keine Zuchtanleitung erstellen.

3. Streutiefe erhöhen und dafür weniger reinigen bzw. nur die Pinkelecken regelmäßig sauber machen. Vielleicht hilft es, wenn du erzählst, dass mehr Jungtiere überleben, wenn man die Mäuse weniger stört und außerdem würden sie ja letztendlich mehr Streu sparen, auch wenn sie höher einstreuen *heilig*

4. Wäre es möglich Ebenen anzubieten, um wenigstens etwas mehr Fläche zu schaffen?

5. Ist es dir möglich von dir aus artgerechte Laufräder zu besorgen und einfach mitzubringen? Das Geld für artgerechte Räder werden sie bestimmt nicht ausgeben wollen, sind ja relativ teuer.

6. Inventar aus Pappe, Papier (z. B. Klopapier-Iglus und Rollen) und Holz basteln. Kannst du deine Arbeitszeit dafür nutzen oder bist du gut ausgelastet? Wir hatten immer recht wenig zu tun und haben uns mit solchen Bastelarbeiten dann selbst beschäftigt.


Musst du mal schauen, welche Punkte du davon umsetzen kannst. Ich weiß wie schwer es ist, in so einer Situation etwas zu erreichen, ich habe mir den Mund fusslig geredet und war trotzdem häufig nur die nervige "Praktikantin" *seufz* Sie wollten mich zeitweise sogar rauskicken, weil ich zu oft "aber" gesagt habe, aber das gute ist, dass dein Träger hinter dir steht und die Einsatzstelle dich gar nicht kündigen kann! *heilig* Das wäre Aufgabe des Trägers.

Was ich auf jeden Fall noch machen würde: Du musst ja sicherlich auch nach einem halben Jahr beim Träger einen Zwischenbericht abgeben. Ich würde in dem Zusammenhang auf jeden Fall das Gespräch mit dem Träger suchen. So eine Haltung gegenüber Lebewesen hat mit einem Ökologischen Jahr rein gar nichts zu tun!! Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was dir im Verlaufe des Jahres beigebracht wird. Ich finde es furchtbar traurig und eigentlich auch ein Armutszeugnis, dass die Träger über solche Misstände hinwegsehen. Sie sollten sich ihre Einsatzstellen schon etwas genauer ansehen. Weise sie immer wieder drauf hin, es ist ihre Pflicht zu schauen, dass die Einsatzstellen zu ihrem Konzept passen. Das kannst du auch vorher schon machen und immer mal wieder. Vielleicht kannst du auf einer Seminarfahrt ein Vertrauensverhältnis zu einem Träger-Mitarbeiter aufbauen und demjenigen dann klar machen - nicht auf eine vorwurfsvolle Art und Weise - dass das so eigentlich nicht sein kann und nicht zusammen passt.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchsetzungsvermögen. Es ist richtig, dass du nicht weg siehst! Das ist nicht irgendwas, sondern DEIN Ökologisches Jahr.

Alles Gute,
trulla
 
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Edda

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Danke trulla =)

Ich finds auch schade das mein "ökologisches" jahr gleich mit solchen Eindrücken anfängt. Nichtsdestotrotz denke ich aber schon dass den Leuten hier das Wohlergehen der Tiere am herzen liegt, sie wissen glaub ich gar nicht so richtig, wie die Mäuse in dieser Haltung leiden und haben sich noch nie so wirklich in das, ich sag mal "Seelenleben" einer Maus reingedacht ;) Aber vielleicht ist das ja ein guter Ausgangspunkt für ein paar Veränderungen.

Ich werde jetzt wirklich erstmal nur Teilstreuwechsel machen, ich denke einmal in der Woche Komplettreinigung reicht (die muss aber bei der Anzahl der Tiere wirklich sein, auch wenn ich es bei meinen Mäusen nicht machen würde).
Etagen oder mehr Platz wäre natürlich toll, aber grade weiß ich nicht wie ich das bewerkstelligen soll. Die Boxen sind so Plexi-Schalen mit Gitteraufsatz, die stehen in einem Regal auf so Schienen nebeneinander.

Was ich vielleicht wirklich zeitnah versuchen kann durchzubringen: weniger Mäuse pro Zucht. Ich finde, dass es viel zu viele junge Mäuse sind, im Verhältnis zu den Schlangen. Es gibt 12 Schlangen (nicht allzu große) und ein paar Babys. Allerdings machen die es ja seit vielen Jahren so, also geht es vermutlich schon auf, auch wenn mir noch ein Rätsel ist wie. Aber viele Babys werden auch gefressen, vllt würde das in einer kleineren Gruppe aufhören und sich somit ausgleichen?

Das Problem daran dass die Böcke dauerhaft bei den Weibern sind ist vor allem dass diese wirklich dauerschwanger sind, neue Babys bekommen und die alten noch säugen *seufz*

Achja, zu den Laufrädern: ein artgerechtes passt von der Höhe her nicht rein :/ Ich werde am We paar Äste sammeln und mir noch paar andere Sachen überlegen mit denen ich sie beschäftigen kann. und Zeit hab ich durchaus und bin auch öfter mal alleine dort um was zu basteln. Holz ist glaub ich nicht so erwünscht, weil es zu stark stinkt :rolleyes:
 
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trulla

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Es muss auch nicht sofort sein. Ich habe ca. 3 Monate gebraucht, bis ich mich getraut habe mal Contra zu geben (wobei man auch sagen muss, dass bei meinen Einsatzstellenleitern das Wohl der Tiere leider nicht an erster Stelle stand *seufz* - Das ist schon mal schön zu hören, dass es bei dir anders zu sein scheint). Nach den 3 Monaten ging es aber richtig los, da wurde ich richtig selbstsicher und schnell hatten sie dann gar nicht mehr so viel Freude mit mir :D Zum Glück mochten mich die Kinder und der Träger, ich war außerdem Landessprecherin im FÖJ, mit der sollte man es sich auch nicht verscherzen :D:D

Nee aber mal im Ernst, es ist wichtig, dass du etwas sagen darfst und dass sie dich Ernst nehmen und es kann etwas dauern, bis man sich so eine Position erarbeitet hat. Also komm erstmal in Ruhe an und arbeite dich etwas ein. Der Träger wird gewiss hinter dir stehen, beziehe ihn aber vorher mit ein, damit sie Bescheid wissen, faaaaalls es Probleme geben sollte, was ich natürlich nicht hoffe!

Am leichtesten wird es umzusetzen sein mehr Inventar anzubieten (erzähle ihnen von Sabberlack und streiche die Holzsachen mehrfach), die Streumenge zu erhöhen und die Reinigung zu minimieren.
Als nächstes würde ich dann versuchen die Geschlechtertrennung, Gruppengröße und -zusammensetzung anzugehen. Rede unbedingt mit den zuständigen Mitarbeitern, damit sie verstehen, was du möchtest und um was es dir geht. Gut wäre es, wenn du schon einen richtigen Plan hast (wie viele, wann decken, wie trennen, wer in welches Gehege usw.), damit sie auch merken, dass du alles gut durchdacht hast.

Ich finde es außerdem total wichtig und das möchte ich noch einmal betonen, dass du deinen Träger darauf aufmerksam machst. Nur weil deine Einsatzstelle etwas mit Tieren macht, heißt das nicht, dass sie automatisch tauglich für ein FÖJ sind. Weißt du, es gibt leider genug FÖJler, die sich darüber keine Gedanken machen, gerade wenn es Leute aus "bildungsfernen" Schichten sind, was ja nicht selten der Fall ist. Die nehmen das einfach so hin und dann ist der Lerneffekt des FÖJ gleich Null *seufz* Umso wichtiger ist es, als FÖJler den Träger auf Missstände hinzuweisen, damit dieser Einsatzstelle und Sinn des Ökologischen Jahres in Einklang bringen kann. Sie prädigen uns etwas von verantwortungsvollen und umweltbewussten Handeln und dann setzen sie einen in eine Einsatzstelle, wo Mäuse als Gebährmaschinen missbraucht werden. Tut mir leid, aber das kann nicht das Wahre sein.

Lass dir Zeit, denke in Ruhe drüber nach und dann kannst du auch etwas bewegen. Ich konnte auch etwas bewegen, wenn auch nur im Kleinen *knuddel* Das FÖJ war für mich trotz aller Schwierigkeiten eine tolle, lehrreiche und inspirierende Zeit. (und es ist ja auch nicht das schlechteste, selbstsicheres Auftreten zu lernen ;) )
 
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Fufu

mausgrau
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Leider kann ich mir unter einem Freiwilligen ökologischen Jahr überhaupt nichts vorstellen und auch nicht, was man in einem Natur-Umwelt-Jugend-Haus macht oder wie das abläuft und was für eine Position Du da einnimmst. Deshalb ist meine Idee vielleicht vollkommen unrealistisch. Aber ich hab mir überlegt, ob man es nicht mit einem "Trick" versuchen könnte und eventuell ein Projekt über Mäuse starten könnte, mit interessantem Material über verschiedene Mäusearten und Lebensräume und im Rahmen des Projektes mit den Jugendlichen ein neues Gehege für die Mäuse bauen, z.B. mit schräg gestellten Dachziegeln als Versteckmöglichkeit, alten Fenstern als Dekoration, so daß das ganze Gehege wie eine Art Dachboden gestaltet wird - oder auch einen Mäusetisch oder was anderes, was Dir eben einfällt.

So daß die Mäuse nicht mehr nur "Futtermäuse" sind, sondern Teil des Natur-Jugend-Hauses, ebenso wie die Schlangen, die ja wohl auch dazu anregen sollen, den Jugendlichen die Natur nahe zu bringen. Aber ich kenne die Umstände natürlich überhaupt nicht und habe daher gar keine Ahnung, ob sich so etwas verwirklichen ließe. Aber vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, die Jugendlichen für die Mäuse zu begeistern? :unsure: Aber wie gesagt, diese Idee kann auch total blöd sein. *rätsel*
 
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Nur kurz, weil es spät ist: Ist die Futtermauszucht in dieser Form denn vom Veterinäramt abgesegnet? Für Futtermäuse gelten eigentlich dieselben Richtlinien wie für Farbmäuse als Haustiere. Und die werden durch das Säugetiergutachten und den TVT näher definiert. Säugetiergutachten sagt: für Mäuseartige mindestens ein Quadratmeter Gehegfläche, wobei nicht klar dargelegt ist, ob Ebenen dazu zählen oder wie viele Tiere auf dieser Fläche gehalten werden dürfen.
TVT sagt: für Farbmäuse mindestens 80 x 50 x 80 cm, leider wiederum ohne Angabe zur Anzahl der Tiere. Bei vorrübergehender Haltung von bis zu drei Monaten (Zoofachhandel) wird für ein Gehege von 80 x 50 x 50 cm ein maximaler Besatz von 10 Farbmäusen angegeben.

Um eine vorrübergehende Haltung dürfte es sich bei einer Zucht aber nicht handeln. Zumindest gibt es einen Anhaltspunkt, von wie vielen Mäusen jeweils geredet werden kann.
Und bei Natur-Umwelt-Jugend-Haus mit quasi öffentlicher Terrarienausstellung gehe ich davon aus, dass die Tierhaltung vom Veterinäramt genehmigt und kontrolliert werden muss.
 
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