Kuni

stiip

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Auch das längste Mäuseleben hat einmal ein Ende, auch wenn ich es lieber verdrängt hätte. Als ich dich aus dem Tierheim holte, saßt du schon ein Jahr lang allein, weil deine Partnerin verstorben war. Niemand wollte wohl eine über zwei Jahre alte Maus haben, obwohl du neugierig und zutraulich warst wie eine Junge, wenn auch ein wenig hüftsteif. Mit deinen beiden "Stieftöchtern" bist du schnell warm geworden. Es war schön, euch beim Kuscheln und Putzen zuzusehen und dir auf der emsigen Suche nach versteckten Getreidekörnern, wenn meine beiden Dunkelmäuse sich schon längst schlafen gelegt hatten. Senile Bettflucht, nennt man das wohl.

Aber nach drei Jahren und zwei Monaten wollte dein fluffiger Mäusekörper wohl nicht mehr. Oder vielleicht hast du dir auch gedacht, es ist jetzt genug. Als ich gestern abend unruhig wurde und nach dir suchte, weil ich dich zwei Tage nicht gesehen hatte, wolltest du schon nicht mehr essen, und zu deinem letzten Mehlwurm musste ich dich geradezu überreden. Ohne große Hoffnung hätte ich dich heute noch zum Tierarzt gebracht, aber du hattest andere Pläne. Heute fand ich dich leblos und zusammengerollt im Heu. Ich hoffe, du hast nicht sehr gelitten. Jetzt liegt dein Körper mit einem letzten Ästchen in feuchter Blumenerde, während deine Mäuseseele hoffentlich bald mit der alten Gefährtin im Regenbogenland herumtollen kann.

Auf eine graue Maus.

Jetzt bist du doch leise gegangen, du Maus,
und hast uns hier unten so lange begleitet.
Ich hoffe, du findest den Weg leicht hinaus,
wo der farbige Bogen sich unter dir breitet.

Du warst uns viel mehr als nur graue Maus,
so tapfer und zäh, bescheiden und leise.
Es ist etwas leerer bei uns jetzt im Haus.
Denk an uns, wenn du ankommst am Ende der Reise.​
 

Laylah

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Was für ein schönes und trauriges Gedicht!

Wenigstens ist Kuni richtig, richtig alt geworden und hatte bei dir ein tolles Leben mit mausiger Gesellschaft!*knuddel*
 
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