paracetamol info

I

ingeli

Guest
nachdem im pro maus forum ja wieder mal eine medikamentendiskussion herrscht
und es zuletzt ums das schmerzmittel paracetamol geht
was ich persöhnlich ablehne weil es bei menschen arg lebertoxisch ist
hab gedacht ich hör nicht recht als soline mir das mal erzählt hatte.

habe ich eben mal der neugierdehalber auf meiner lieblingsinfoseite geforscht
was ich hier im veterinärmedizinischen bereich über paracetamol gefunden habe .
schreib ich jetzt zwar niocht ins pro maus forum (zu nervig ) möchte es euch aber nicht vorenthalten, weil ich weiß das ihr euch über sowas ernsthaftere gedanken macht ....
also für mich bestätigt sich das als wahres gefährliches teufelszeug
allein die fallbeispiele gruselig ..lasst sowas blos nicht rumliegen

Paracetamol - Kleintier CliniTox
Klinische
Toxikologie


I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften
Paracetamol (Acetaminophen) gehört zur Gruppe der Aminophenolderivate.



2. Quellen
Paracetamol ist in der Humanmedizin ein beliebtes Schmerz- und Fiebermittel. Der Wirkstoff ist in Form von Tabletten, Pulver, Sirup, Tropfen oder Zäpfchen auf dem Markt.


Nach oraler Aufnahme wird Paracetamol rasch und fast vollständig (zu 90%) resorbiert. Die höchsten Blutkonzentrationen werden nach 30 Minuten gemessen.


3.2 Verteilung


Das Verteilungsvolumen bewegt sich im Rahmen von 1 L/kg Körpergewicht. Im toxischen Dosisbereich liegt die Plasmaproteinbindung bei 20-50%.


3.3 Elimination


Die Plasmahalbwertszeit nimmt mit steigender Dosis zu (Sättigungskinetik), daher sind bei Vergiftungen die Eliminationszeiten bedeutend verlängert. Die Halbwertszeit von Paracetamol beträgt beim Hund 72 Minuten nach einer Dosis von 100 mg/kg und 210 Minuten nach einer Dosis von 500 mg/kg. Bei Katzen beträgt die Halbwertszeit 36 Minuten nach einer Dosis von 20 mg/kg und 288 Minuten nach einer Dosis von 120 mg/kg. Der Wirkstoff wird vorwiegend über Glucuronidierung und Sulfatierung inaktiviert. Die Katze kann Aminophenolderivate nicht ausreichend durch Glucuronidierung entgiften, so dass bei dieser Spezies schon in tiefen Dosierungen ein toxisches Biotransformationsprodukt entsteht.


5. Toxizität bei Labortieren

Akute, orale LD50 (in mg/kg Körpergewicht):
Maus Paracetamol 338
Ratte 1'900-2'400


II. Spezielle Toxikologie - Kleintier

1. Toxizität

1.1 Hunde
Die Dosierungsempfehlung für den Hund lautet 15 mg/kg Körpergewicht p.o. alle 8 Stunden. Die minimal toxische Dosis beträgt für Hunde 200 mg/kg (einmalige Verabreichung) oder 46 mg/kg/Tag (repetitive Verabreichung über 6 Wochen).


1.2 Katzen
Katzen reagieren äusserst empfindlich auf Paracetamol. Die minimal toxische Dosis beträgt 10 mg/kg Körpergewicht p.o.


1.3 Jungtiere
Eine erhöhte Vergiftungsgefahr besteht auf Grund der noch unzureichend ausgebildeten Glucuronidierungsfähigkeit auch beim Jungtier.



2. Latenz
Die Latenzzeit der Paracetamolvergiftung beträgt 1-4 Stunden.



3. Symptome
Die Symptome der Paracetamolvergiftung sind durch die Leberinsuffizienz gekennzeichnet; bei der Katze steht in der Anfangsphase die Methämoglobinbildung im Vordergrund.


3.1 Allgemeinzustand, Verhalten
Anorexie, Depression, Koma

3.2 Nervensystem
Keine Symptome

3.3 Oberer Gastrointestinaltrakt
Erbrechen

3.4 Unterer Gastrointestinaltrakt
Schmerzhaftes Abdomen

3.5 Respirationstrakt
Dyspnoe

3.6 Herz, Kreislauf
Tachykardie

3.7 Bewegungsapparat
Keine Symptome

3.8 Augen, Augenlider
Keine Symptome

3.9 Harntrakt
Hämoglobinurie, Hämaturie

3.10 Fell, Haut, Schleimhäute
Zyanose, Ikterus, Ödeme im Gesichtsbereich, an Vordergliedmassen und an Pfoten

3.11 Blut, Blutbildung
Methämoglobinbildung, Anämie

3.12 Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome



4. Sektionsbefunde
Methämoglobinämie; Lungenödem; Ikterus; zentrolobuläre Lebernekrosen; Nierendegeneration



5. Weiterführende Diagnostik

5.1 Direkter Nachweis
- Nachweis von Paracetamol in Plasma, Serum oder Harn (gebräuchlichste Methode: Enzymimmunoassay)


5.2 Veränderte Laborwerte
- Methämoglobinämie
- Blutchemie: Hämoglobinämie, Bilirubinämie, erhöhte Leberenzymaktivität im Serum (Alanin-Aminotransferase, Aspart-Aminotransferase)
- Differentialblutbild: Hämatokrit erniedrigt, Anämie
- Mikroskopisches Blutbild: Erythrozyten mit Heinz-Körperchen
- Harnuntersuchung: Hämoglobinurie, Hämaturie



6. Differentialdiagnosen
- Vergiftungen mit anderen Methämoglobinbildnern (z.B. Nitrit, Phenacetin, Phenole)
- Vergiftungen mit anderen hepatotoxischen Substanzen (z.B. Aflatoxin, Phenole)
- Pankreatitis
- Hepatitis (z.B. wegen Leptospiroseninfektion)



7. Therapie

7.1 Notfallmaßnahmen
- Kreislauf stabilisieren
- Gegebenenfalls Bluttransfusion
- Atmung unterstützen


7.2 Dekontamination
- Emesis
- Aktivkohle und Glaubersalz


7.3 Antidottherapie
- N-Acetylcystein: Initialdosis, 140 mg/kg i.v., dann 70 mg/kg p.o. 5-7mal im Abstand von 6 Stunden. Die Verabreichung von N-Acetylcystein sollte so rasch wie möglich einsetzen
- Vitamin C: 30 mg/kg p.o. oder i.v. 6mal im Abstand von 6 Stunden



8. Fallbeispiele

8.1 Zwei Katzen (14 und 30 Monate) bekommen vom Besitzer 3mal 325 mg Paracetamol. Die Katzen werden 24 Stunden später vorgestellt.
Symptome: Anorexie, blasse Schleimhäute, Hypothermie, Hämaturie
Therapie: Antihistaminika, Antibiotika, Corticosteroide, Infusionen, Vitamine
Verlauf: Ikterus, Dehydrierung, schwacher Puls, eine Katze überlebt
(Schweizerisches Toxikologische Informationszentrum).

8.2 Zwei Katzen (4.5 und 6 kg) haben vom Besitzer je 1 Tablette Paracetamol bekommen.
Symptome: Apathie, Cyanose, Ataxie, Fieber, Ödeme am Hals
Therapie: Keine
Verlauf: Die leichtere Katze stirbt
(Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum).

8.3 Ein Zwergpudel (6.5 kg) frisst Tabletten mit insgesamt 3 g Paracetamol.
Symptome 12 Stunden später: Lethargie, Erbrechen, Hypothermie, braune Schleimhäute, Kapillarfüllungszeit verzögert, gelbliche Sklera und Präputium, Gesichtsödem, Schmerzen im Abdomen
Therapie: Beatmung, Infusion, N-Acetylcystein, Vitamin C (beides 7mal im Abstand von 6 Stunden)
Verlauf: Nach vorübergehender Besserung treten Ikterus und Erbrechen auf.
Weitere Therapie: Bluttransfusion (350 ml über 6 Stunden), Infusion, Leberdiätfutter
Verlauf: Genesung, nach einem Monat sind alle Blut- und Leberwerte wieder normal
(Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum).



©2005 - Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
 
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